Natascha Kampusch in "Thema", nachzusehen hier in der ORF-TVthek.

Foto: screenshot, tvthek.orf.at

Natascha Kampusch hat der Hass im Netz zu einem recht frühen Zeitpunkt der Auseinandersetzung mit diesem Phänomen getroffen. 2006, als sie sich aus achtjähriger Gefangenschaft im Keller Wolfgang Priklopils befreien konnte, lagen die ganze zerstörerische Bandbreite der Cyberhetze und ihre einschüchternde Systematik nicht so offen auf dem Tisch wie heute.

Sondern man neigte dazu, das Problem zu individualisieren und die verbalen Gewaltexzesse als verständliche Reaktionen auf ach so schreckliche Peinlichkeiten abzutun, die – natürlich rein zufällig – meist bei Frauen geortet wurden. Wer wie Kampusch massiv an die Öffentlichkeit ging (respektive gegangen wurde), noch dazu als Opfer eines schweren Verbrechens, müsse eben mit Ablehnung rechnen, lautete die damals vorherrschende Ansicht.

Insofern war die heute 31-Jährige in Thema am Dienstag in ORF 2 die richtige Wahl, zumal sie auch ein Buch zum Cyberhass veröffentlicht hat. Der Beitrag mit ihr erzählte von den Möglichkeiten, sich als betroffene Person beim Verein Zara zur Wehr zu setzen, und sparte auch die Täter nicht aus. Sogar ein reumütiger Ex-Hassposter kam vor, der seine Asylwerber- und Muslimenaversion offenbar zu einem Zeitpunkt abgesondert hatte, an dem er persönlich in einer tiefen Krise steckte.

Natürlich, das alles bewegte sich auf der Ebene des TV-Boulevards, der mit Totalen auf Gesichter arbeitet, um dort Emotionen einzufangen, deren filmische Verbreitung mancher als indiskret empfinden kann. Insgesamt jedoch: ein guter Überblick zum Stand der Dinge bei der Hassbekämpfung. (Irene Brickner, 8.10.2019)