Diabetes-Patienten sollten auch ihre geistige Fitness trainieren, sagen Experten.

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Laut Österreichischer Gesundheitsbefragung leben zehn Prozent der Frauen und 14 Prozent der Männer über 60 mit Diabetes. Das sind insgesamt zumindest 260.000 Menschen. "Sie alle haben ein erhöhtes Demenzrisiko im Vergleich zu Personen ohne Diabetes", sagt Alexandra Kautzky-Willer, von der Med-Uni Wien.

Denn ein schlecht eingestellter Diabetes Typ 2 führt durch eine beeinträchtigte Durchblutung im Gehirn zu einem Rückgang der kognitiven Leistungsfähigkeit. Wiederholte hypoglykämische und hyperglykämische Ereignisse – Unterzucker bzw. zu hoher Zucker – beeinträchtigen die Gefäße im Gehirn, die der Energiezufuhr dienen, und können zur so genannten vaskulären Demenz führen. Das Risiko, daran zu erkranken, ist bei Diabetes-Patienten um ein Vierfaches erhöht.

Das Risiko für eine Alzheimerdemenz wiederum ist um das Eineinhalb- bis Zweifache höher. Hier können Alzheimersymptome früh auftreten. "Diabetes ist nicht die Ursache, aber ein schlecht eingestellter oder lange unerkannter Diabetes kann ein Treiber der Degeneration bei Alzheimer sein", sagt Peter Dal-Bianco, Präsident der Österreichischen Alzheimer Gesellschaft. "Durch Früherkennung der Alzheimer-Risikofaktoren und deren konsequente Behandlung lässt sich der Symptombeginn um Jahre hinausschieben."

Geist trainieren

"Auch Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen erhöhen das Risiko für Demenz, ebenso die häufig mit Diabetes assoziierte Depression. Und auch das Alter ist ebenfalls ein Risikofaktor", erklärt Monika Lechleitner, Ärztliche Direktorin des Landeskrankenhauses Hochzirl–Natters.

Entscheidend sei, den Diabetes gut einzustellen und auf eine gesunde Lebensführung mit ausgewogener Ernährung und ausreichend Bewegung zu achten. Eine gute Diabetes-Therapie könne nicht nur bekannte Folgeerkrankungen wie etwa der Füße, Herz, Nieren und der Augen zu verhindern, sondern auch das Gehirn gesund halten. "Auch die geistige Fitness lässt sich trainieren und erhalten; etwa durch die aktive Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, das Lernen von Neuem und koordinativ fordernde Tätigkeiten wie etwa Tanzen oder Jonglieren", so Lechleitner.

Ein jährliches Demenz-Screening für Menschen mit Diabetes wird ab dem 65. Lebensjahr empfohlen, wenn der Verdacht – auch von Betreuern oder Familie – einer demenziellen Erkrankung aufkommt. Aufmerksamkeit ist jedoch auch in jüngeren Jahren angebracht: "Schärfere Selbstbeobachtung in Bezug auf kognitive Schwächen ist wichtig", sagt Dal-Bianco. Die Frage: "Vergessen Sie mehr als vor zwei Jahren?" sollten Ärzte jedem über 50 stellen, so der Mediziner. Wichtig sei, dass Betroffene erste Anzeichen nicht verheimlichen, "weil dadurch wertvolle Therapiezeit verloren gehen kann." (red, 9.10.2019)