Sabine Haag, seit 2009 Generaldirektorin des KHM-Museumsverbands, wird ihr Interregnum (seit Jänner 2019) bis zur Klärung ihrer Nachfolge fortsetzen.

Foto: KHM-Museumsverband

Den jüngsten Rechtfertigungen für seine kurzfristige Absage der Generaldirektion des Kunsthistorischen Museums (KHM) schickte Eike Schmidt im Gespräch mit dem ORF-Kulturmontag nun seine Form der Einsicht hinterher. Niemand sei schuld, er übernehme die Verantwortung und sei "auch für Strafzahlungen bereit".

Wie berichtet, prüft das Kulturministerium rechtliche Schritte. Thomas Angermair (Dorda Rechtsanwälte), der zuweilen für das Bundeskanzleramt tätig ist, sieht die Schadenersatzpflicht gegeben. Würde er gefragt, würde er die Geltendmachung der Schäden auch empfehlen.

Aus dem KHM wird derzeit nur wenig publik. Sosehr die Causa für Sabine Haag eine Geduldsprobe war, nach außen agiert sie gewohnt uneitel und professionell. Alexander Schallenbergs Bitte, ihr Interregnum als Generaldirektorin zu verlängern, stimmte Haag "bis zur Klärung der Nachfolge" zu. Relevante Fragen dazu werden in den nächsten Tagen mit Minister und KHM-Kuratorium geklärt.

Verschiedene Meinungen

An der Neuausschreibung der Funktion scheiden sich indes die Geister: Das Ministerium beharrt darauf und verweist auf das Stellenbesetzungsgesetz. Andere sehen das Verfahren der Ausschreibung von 2017 noch offen. Arbeitsrechtler Franz Marhold (WU) vertrat im Ö1-Mittagsjournal am Montag die Meinung, der Zweck der Ausschreibung sei nie erfüllt worden, da Schmidt seinen Dienst nie antrat. Deshalb könne man sich auf das alte Bewerbungsverfahren berufen. Das hieße, Sabine Haag könnte als eine der damaligen Favoritinnen bestellt werden.

Nein, kontert Angermair: Denn zwischenzeitlich gab es noch eine weitere Ausschreibung, womit das erste Verfahren abgeschlossen wurde. Konkret geht es um jene im Herbst 2018 zur interimistischen Leitung des KHM. Sie war wegen Schmidts verzögert vorgesehenem Antritt mit 1. November notwendig. Damit erfüllte er ein Kriterium der Ausschreibung nicht. Aber wo ein politischer Wille, da ein Weg, wie auch das "alte" Verfahren zeigt.

Kuratorium für Haag

Aus dem Ministerium verlautete stets, Schmidt sei von der Findungskommission unter dem Vorsitz von Sektionschef Jürgen Meindl einstimmig als geeignetster Kandidat bewertet worden. Tatsächlich war das Gegenteil der Fall. Auf Anfrage bezieht Marion Ackermann (Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlung Dresden), damals beratendes Mitglied der Kommission, erstmals öffentlich Stellung: "Ich habe ein nachdrückliches Plädoyer für Sabine Haag gehalten."

Dem Vernehmen nach soll sich das KHM-Kuratorium für Haag und die Fortsetzung ihres Erfolgskurses starkgemacht haben. Im Zuge der Hearings waren jedoch plötzlich die Themen "Neupositionierung" und notwendige Veränderungen des KHM aufgekommen. Ein Schwerpunkt aus Schmidts Präsentation. Im Vorfeld war dies jedoch nie ein Thema, womit Haag auch nicht darauf vorbereitet gewesen sein dürfte. In der Zusammenfassung des Personalberaters wurde deshalb Schmidt der Vorzug gegeben. Thomas Drozdas (SPÖ) Entscheidung ist bekannt. (Olga Kronsteiner, 8.10.2019)