"Seit meiner glücklichen und glückbringenden ..." Wahl ins Weiße Haus? Nein, falsch, "Besteigung des schicksalsschweren osmanischen Thrones" steht da. Denn es handelt sich nicht um einen Tweet des US-Präsidenten, sondern um ein Dekret eines türkischen Sultans. Wieder nein, falsch, nicht Sultan Recep Tayyip I. war's, sondern ein echter osmanischer, der seine schriftlichen Befehle noch ohne falsche Bescheidenheit "Dekret, dessen Ruhm verherrlicht ist oder Dekret, dem die gesamte Erde gehorcht" zu nennen pflegte.

US-Präsident Donald Trump.
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"Ich, in meiner großen und unübertroffenen Weisheit", das stammt allerdings wiederum vom Bewohner des Weißen Hauses, dem, geht es nach Donald Trump, aktuellen "Zufluchtsort des Glücks". So bezeichnete etwa Süleyman, der Prächtige (gest. 1566), die Hohe Pforte, den Sultanspalast in Istanbul, von wo seine "großherrlichen Befehle" kamen. "Die von der ganzen Welt befolgt werden und deren Ausführung verpflichtend ist" (Selim I., der Gestrenge, gest. 1520).

Der amerikanische Sultan mit den flatternden Haaren hat diesmal einen "gewaltigen und machtvollen Ferman" an den Kollegen Erdo erlassen, in dem er, na ja, etwas undiplomatisch wird: "Ich werde die Wirtschaft der Türkei völlig zerstören und auslöschen (Ich habe das schon einmal gemacht!)." Es gab da einen osmanischen Sultan, Ibrahim, mit dem Beinamen "der Verrückte" (gest. 1648). Und vielleicht ist ja Donald, der Auslöscher, sein Wiedergänger. (Gudrun Harrer, 9.10.2019)