Vielleicht die Schlüsselstelle? Turnaround beim Lusthaus.

Foto: Heribert Corn

Wien – Es sind 5.616 Kilometer Luftlinie von Kaptagat im kenianischen Hochland nach Wien. Die hat Eliud Kipchoge in der Nacht auf Dienstag im Privatjet überwunden, die schwierigsten 42 und die Zerquetschten danach muss er noch laufen. Idealerweise unter zwei Stunden. Schafft er das als erster Mensch, wird seine Leistung Wellen schlagen, das steht außer Zweifel, trotz aller diskutierten Fragen.

Kipchoge ist der wichtigste Protagonist der von dem britischen Chemiekonzern Ineos offensichtlich recht freigiebig finanzierten 1:59-Challenge, aber nicht der einzige. Neben, no na, Marathon-Boss Wolfgang Konrad muss man auf Wiener Seite hier Gerhard Wehr erwähnen. "Seine letzten drei Monate waren harte Monate", sagt Konrad mit Blick zu seinem Geschäftsführer. Der schaut wissend, nickt fast unmerklich.

Steilkurve um Lusthaus

Es war viel zu tun im Prater. Wetterstationen wurden aufgestellt, Streckenposten organisiert, Verkehrskonzepte entworfen, die Stromversorgung gewährleistet, LAN-Kabel verlegt, Straßenbahnschienen abgedeckt, LED-Screens angebracht, eine Steilkurve um das Lusthaus herum gebaut – das soll 13 Sekunden bringen. Mit der MA 42 gab es einen Workshop über den Baumbestand. "Das ist entscheidend: Wann wirft ein Kastanienbaum die Blätter ab?", sagt Wehr.

Sämtliche botanischen Fragen wurden geklärt, nun ist das Wetter ausschlaggebend für Tag und Uhrzeit des Rekordversuchs. Der Wind sollte unter 1,2 m/s (4,32 km/h) sein und die Temperatur beim Start idealerweise zwischen neun und elf Grad liegen. Falls die Temperatur an der Obergrenze ist, sollte die Luftfeuchtigkeit unter 80 Prozent liegen. Regen ist ein No-Go beziehungsweise ein No-Run.

Zeitfenster von 12. bis 20. Oktober

Das anvisierte Zeitfenster ging ursprünglich von 12. bis 20. Oktober, bereits Anfang der Woche wurde auf Samstag bis Montag präzisiert. Der weitere Fahrplan sieht so aus: Im Laufe des Mittwoch soll über den genauen Tag entschieden werden. So spät wie möglich am Vortag des Rennens soll die Startzeit festgelegt werden, sie wird zwischen fünf und neun Uhr liegen und hängt eben vom Wetter und Kipchoges aktuellem Tagesrhythmus ab.

Das Rennen ist gänzlich regelmäßig geplant: Das Führungsauto ist auf 2:51 Minuten lange Kilometer "programmiert", für den großen Triumph müsste der Weltrekordler einen Schnitt zwischen 2:50 und 2:51 laufen. Fans können das überall entlang der Strecke verfolgen, abseits des Zielbereichs gibt es zwei Fanzonen mit Bildschirmen und Entertainment. So kann man sich auf einem speziellen Laufband am Kipchoge-Tempo versuchen. (Martin Schauhuber, 9.10.2019)