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Die Türkei hat ihren Militäreinsatz im Nordosten Syriens begonnen.

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Ankara – Die Türkei hat ihren Militäreinsatz im Nordosten Syriens begonnen, teilte Präsident Tayyip Erdoğan am Mittwoch mit. Der Einsatz trägt den Titel "Operation Peace Spring". Die von den Kurden angeführten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) meldeten Luftangriffe auf die Städte Ras al-Ayn, Tel Abyad, Qamishli und Ain Issa. Die Angriffe hätten für "große Panik unter den Menschen" gesorgt und eine "Welle der Vertreibung" ausgelöst.

Auch auf der türkischen Seite der Grenze soll es bereits Angriffe gegeben haben. NTV berichtete von einem Angriff mit Mörsergranaten auf die türkische Grenzstadt Ceylanpinar.

Juncker fordert sofortiges Ende des Militäreinsatzes

Die SDF appellierte an die USA zum Schutz von Zivilisten vor türkischen Angriffen eine Flugverbotszone einzurichten. Präsident Trump hatte jedoch erst vor zwei Tagen den Rückzug der verbliebenen amerikanischen Truppen aus Nordsyrien erklärt. Laut amerikanischen Angaben hat das US-Militär erklärt, man werde die SDF-Kräfte nicht verteidigen. Darüber habe man den SDF-Kommandeur bereits informiert.

In der 30.000-Einwohner-Stadt Ras al-Ayn wurde noch am Mittwoch gegen den bevorstehenden Angriff demonstriert. EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker forderte die Türkei auf, den Militäreinsatz sofort einzustellen. Wenn die Türkei in Nordsyrien die Sicherheitszone umsetze, "rechnen Sie nicht damit, dass die EU das irgendwie mitfinanziert", sagte Juncker vor dem EU-Parlament.

Frankreich und Großbritannien haben indessen angekündigt den UN-Sicherheitsrat bezüglich der türkischen Militäroffensive einzuberufen. Dieser wird am Donnerstag in der Angelegenheit beraten.

Offensive bereits am Dienstag angekündigt

Die Türkei hat am Dienstag ihre Militärpräsenz in der Grenzregion verstärkt und angekündigt, dass die Militäroffensive gegen die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) "in Kürze" beginnen werde. Die YPG waren für die USA im Kampf gegen den "Islamischen Staat" einer der wichtigsten Verbündeten. Ankara stuft die YPG wegen ihrer Nähe zur Kurdischen Arbeiterpartei (PKK) aber als Terrororganisation ein. Seit 2016 ist die Türkei bereits zweimal gegen die YPG in Nordsyrien vorgegangen.

Die mit der Türkei verbündeten syrischen Rebellen in Nordsyrien haben indessen angekündigt sich an dem Angriff auf die Kurden zu beteiligen und dabei keine Gnade zu zeigen. Die YPG hätte ihnen keine Wahl gelassen außer zu kämpfen. "Schlagt zu mit eiserner Faust, lasst sie die Hölle eurer Geschosse kosten.", heißt es in einem Statement der National Army, der wichtigsten mit der Türkei verbündeten Rebellengruppe, an ihre Soldaten.

Syrien will zurückschlagen

Syrien will bei einem türkischen Einmarsch im Norden zurückschlagen. Das kündigte das Außenministerium am Mittwoch in einer von der Nachrichtenagentur Sana verbreiteten Erklärung an. Zudem verurteilte es die "kriegerischen Erklärungen, feindlichen Absichten und das Zusammenziehen von Truppen" an der Grenze. Das Vorgehen der türkischen Regierung zeige deren "expansionistische Ambitionen".

Die syrischen Kurden riefen Russland unterdessen dazu auf, einen Dialog mit der Regierung des syrischen Machthabers Bashar al-Assad zu ermöglichen. Sie hoffe, "dass Russland die Rolle des Unterstützers und Garanten" übernehmen werde, erklärte die halbautonome Verwaltung der syrischen Kurden. Russland unterstützt das Assad-Regime im Bürgerkrieg auch militärisch. Seit 2011 wurden in dem Konflikt mehr als 370.000 Menschen getötet.

Telefonat mit Putin

Vor der Militäroffensive hatten Erdoğan und sein russischer Amtskollege Wladimir Putin telefoniert. Erdoğan sagte in dem Gespräch am Mittwoch nach Angaben des türkischen Präsidialamts, dass der Einsatz im Osten des Euphrat zu Frieden und Stabilität in Syrien beitragen werde. Zudem werde er den Weg für den politischen Prozess freimachen. Erdoğan habe versichert, dass die Rechte und Interessen des syrischen Volkes für die Türkei Priorität hätten. (red, Reuters 9.10.2019)