"And now I'm going to say something very controversial: I love Vienna!": John Cleese mit einem Bekenntnis.

Foto: Globe / John Cleese

Für John Cleese ist die Lage in "good old Austria" auch 100 Jahre nach dem Untergang der Monarchie vor allem eines: "Hopeless, but not serious" – hoffnungslos, aber nicht ernst.

Das Bonmot geht vermutlich auf den Jahrhundertwendesatiriker Alfred Polgar zurück und muss besonders im angloamerikanischen Raum immer dann herhalten, wenn es darum geht, die österreichische DNA in Worte zu fassen.

Unter diesem Titel tritt Cleese, Gründungsmitglied und Kopf der Köpfe der britischen Komikertruppe Monty Python, dieser Tage im Wiener Globe in der Marxhalle auf – sieben Mal mit Hausherr Michael Niavarani im Duett, zweimal solo (12., 13.10.) mit dem neuen Best-of-Programm Seven ways to skin an Ocelot. Und das, obwohl der bald 80-Jährige erst im Vorjahr in Wien verkündete, es sei nun Last Time to See Me Before I Die.

Gelungen ist die Auferweckung des schlafenden Comedy-Riesen zum einen Michael Niavarani, der Gesprächsabende nach selbigem Muster schon mit Otto Schenk und Harald Schmidt führte, um jetzt bei seinem großen Idol anzukommen; zum anderen haben wir Cleese' späte Bühnentätigkeit auch dessen dritter Exfrau zu verdanken, die ihn mit einer gut verhandelten Scheidung laut eigenen Aussagen dazu zwingt, gegen die Altersarmut anzublödeln. Und hey: Bei stolzen Kartenpreisen zwischen 50 und 90 Euro können Fans des Briten immerhin ein dickes Plus auf ihrem Wohltätigkeitskonto verbuchen.

Nabelschau und behaarte Perser-Rücken

Was dafür geboten wird, ist, zumindest in der Duettfassung mit Niavarani, nicht allzu viel – so ehrlich darf man sein. Ein launiges, zweistündiges Zwiegespräch, wobei der geneigte Python-Fan ohnehin schon halb vom Sitzplatz kippt, wenn Mr. Cleese auch nur einmal mit den Händen winkt. Dazu spult Niavarani seine Routinen vom behaarten Perser-Rücken bis zur penibel kultivierten Körperfülle ab, und schmettert die Pointen, die sonst auf Wienerisch einschlagen, in schön akzentfreiem Englisch auf die Bühne: "Half Persian, half Austrian means: I look like a terrorist, but I'm a Nazi."

Für den komödiantischen Stil von Michael Niavarani waren Monty Python wegweisend. Die vor genau 50 Jahren gegründete Satirikergruppe, bestehend aus ehemaligen Cambridge- und Oxford-Studenten, erlangte mit TV-Shows in der BBC und Filmen wie der grandiosen Bibel-Persiflage The Life of Brian (1979) Weltruhm.

Im Globe erzählt Cleese Anekdoten aus der Gründungszeit, Einspielern aus Python-Sketches und -Filmen stellt Niavarani Szenen aus seinen Shakespeare-Comedy-Adaptionen gegenüber: Der Schüler erhält vom Lehrmeister aber nicht nur Schulterklopfer, mehrfach bedankt sich Cleese für Niavaranis Gastfreundschaft, indem er ihm ein Glas Wasser ins Gesicht schüttet. Slapstickeinlagen wie diese waren von Anbeginn Teil der Python-Komik, Cleese erinnert das Stilelement an Comicserien wie Tom and Jerry.

"Pure Blödheit lieben die Leute", sagt Cleese, wichtig sei aber, die Balance zu halten. Bei Trump, findet auch Cleese, sei etwas aus dem Ruder gelaufen ("The end of civilization"), beim Brexit ist er sich nicht ganz sicher, wegen überbordender Political Correctness macht er kein Fernsehen mehr, und London hat er längst verlassen, weil es ihm "too cosmopolitan" ist. Xenophob, betont Cleese, sei er deswegen nicht: "Ich toure durch die ganze Welt – was für ein trauriges Leben wäre das für einen Xenophoben." Too serious wird es dann nicht mehr: Am Ende gibt es Torte. Ins Gesicht. (Stefan Weiss, 10.10.2019)