Ob der ikonische "Pip Boy", der Handgelenkscomputer aus Fallout, mit Collapse OS läuft, ist übrigens nicht überliefert.

Foto: Bethesda

"Krieg. Krieg ist immer gleich" – diese bekannte Phrase begleitet das Intro mehrerer Teile der Spielereihe Fallout. Ihre erzählerische Ausganglage: Viele Jahre nach einem globalen Nuklearkrieg kommen die verbliebenen Menschen, die die Katastrophe in unterirdischen Bunkeranlagen überdauert haben, an die Oberfläche zurück, um in den kargen Überresten der Erde neue Zivilisationen zu gründen.

Es ist zwar kein ganz so drastisches, aber immer noch sehr unangenehmes Szenario, für das auch Collapse OS ausgelegt ist. Es handelt sich um einen Unix-basierten Kernel für Z80-Prozessoren, kombiniert mit einer Reihe von Programmen und Dokumentation. Es soll, so die Selbstbeschreibung, auch auf "minimal ausgestatteten und improvisierten" Geräten laufen, also mit Hardware, die weit entfernt ist von moderner Elektronik.

Hochflexibler Kernel

Unterstützen soll es verschiedene Eingabe- und Ausgabestandards, vom normalen Display bis hin zu einfachen seriellen Verbindungen. Es ermöglicht unmittelbar die Bearbeitung von Textdateien, versteht sich mit vielen Speichermedien und soll sich selbst zusammen setzen können. Entwickler Virgil Dupras strebt an, dass jeder ohne zusätzlicher Anleitung in der Lage sein soll, das System auf einem selbst zusammengebastelten Recher zu kompilieren und auszuführen.

Einige dieser Ziele wurden bereits erfüllt, heißt es weiter. So läuft Collapse OS etwa schon auf dem Sega Master System und dem Megadrive, inklusive grafischer Ausgabe und Unterstützung für das Gamepad und ein Keyboard über einen PS/2-Adapter. Auch einen Texteditor gibt es bereits. Ebenso funktioniert auch die Selbstzusammensetzung schon, sofern am jeweiligen Gerät genug Speicherplatz und RAM vorhanden sind. Der Kernel besteht aus lose zusammenhängenden Modulen, die ihn flexibel einsetzbar für viele Szenarien machen.

Für Technik aus den Resten

Gegenüber Motherboard gibt Dupras an, dass er mit seiner Entwicklung ein Risiko lindern möchte, dass er für "real" hält. Er halte einen Weltuntergang zwar nicht für "unvermeidlich", aber für "wahrscheinlich genug", um einfache Vorkehrungsmaßnahmen zu treffen. Seiner Befürchtung nach könnte in einem "moderaten" Untergangsszenario die globale Wirtschaft bis 2030 zusammenbrechen und die Massenproduktion moderner Technikgüter zum Erliegen kommen.

Jeder, der dann mit der noch vorhandenen Elektronik umgehen und sie umprogrammieren kann, sichert sich einen Vorteil. Denn nach einigen Jahrzehnten würde bestehende Hardware nicht mehr funktionieren und man müsste sich aus zusammengeklaubten Resten neue Maschinen und Computer bauen – die sich dann mit Collapse OS steuern lassen sollen. Wie man sich rund um eine Z80-CPU selber einen kleinen Computer bauen kann, erklärt etwa ein Tutorial auf der Seite Makerpro.

Suche nach Mitstreitern

Die Wahl auf den Z80 als Ausgangsplattform fiel nicht von ungefähr. Der 8-Bit-Rechner, der einst in verschiedenen Computersystemen im Einsatz war, findet bis heute Verwendung. Hersteller Zilog verkauft ihn in der kompatiblen und verbesserten Version eZ80 weiterhin, eingesetzt wird er beispielsweise in Taschenrechnern und einfacheren Controller-Systemen. Die Limitierungen hinsichtlich Leistung oder Arbeitsspeicher zwingen Entwickler, mit minimalen Ressourcen umzugehen.

Wenngleich Dupras denkt, dass er Collapse OS auch alleine fertig stellen könnte, hat er sein Projekt mittlerweile auf der Codehostingplattform Github hochgeladen. "Ich dachte, es wäre lustiger, das gemeinsam mit ein paar anderen Entwicklern zu machen", meint er. Wie viele Mitstreiter er findet, bleibt abzuwarten. Denn potenzielle Mitentwickler müssten viel Elektronikwissen mitbringen und sich auch mit dem Z80 gut auskennen. (red, 17.11.2019)