Am 24. März erzielte Eran Zahavi drei Tore, Israel siegte 4:2. Julian Baumgartlinger (links) hat den Schock mittlerweile verdaut.

Foto: APA/AFP/JACK GUEZ

Wien – Israels Fußballteam hat am Mittwoch erst kurz vor 21 Uhr das Abschlusstraining im Happel-Stadion abgehalten. Das hatte religiöse Gründe, es lag an Jom Kippur, dem höchsten jüdischen Feiertag. Seit am Dienstag die Dunkelheit über Wien eingebrochen ist, durften die gläubigen Kicker 25 Stunden lang weder essen noch trinken. Auswirkungen auf das Match am Donnerstag gegen Österreich sollte das keine haben. Willi Ruttensteiner, der oberösterreichische Sportdirektor des israelischen Verbands, sagte: "Wir sind mit Sportwissenschaftern in Kontakt. Über das Fasten brauchen und wollen wir nicht diskutieren. Wir gehen damit respektvoll um, da treten wir vom Fußball zurück. Sie sollen das Fest ehrfurchtsvoll feiern." Teamchef Andreas Herzog und Ruttensteiner haben natürlich gespeist.

Nummer 27 vs. Nummer 86

Die Ausgangslage ist klar. Israel hat als Vierter der Gruppe G zwei Zähler weniger als Österreich, ist quasi zum Siegen verdammt, um die EM 2020 zu beehren. Den von Herzog und Ruttensteiner favorisierten Gastgebern würden drei Punkte auch nicht schaden. Teamchef Franco Foda geht "von einem sehr offensiven Spiel aus". Die Mannschaft wolle immer gewinnen ("Unsere Intention"), die Vorbereitung sei in Ordnung gewesen, man werde versuchen, das Gesetz des Handelns in die Beine zu nehmen. Aggressiv verteidigen, schnell Umschalten, den Ball nicht hergeben, den Aufwärtstrend fortsetzen. Israel ist Nummer 86 der Welt, Österreich liegt auf Platz 27.

Die Standardsituation gibt eine Vorschau auf die beiden kommenden ÖFB-Länderspiele
DER STANDARD

Trotzdem wurde am 24. März in Haifa 2:4 verloren. Kapitän Julian Baumgartlinger hat diesen Schock verdaut, nicht vergessen. "So was bleibt in Erinnerung, es war eine Art Weckruf. Seither haben wir uns extrem gesteigert." Über die Aufstellung zu spekulieren, ist diesmal extrem mühsam. David Alabas durch einen Haarriss beschädigte Rippe (Ödem) nervt ihn selbst natürlich am meisten, er hat Schmerzen. Foda bittet die Nation seit Tagen um Geduld, möchte abwarten, die Letztentscheidung dem Spieler überlassen. Die Gefahr, dass der Bayern-Legionär aus falschem Ehrgeiz heraus zusagt und dann einen Stiefel abliefert, sieht Foda nicht. "Ich habe eine gewisse Verantwortung gegenüber dem Spieler und dem Verein, gehe kein Risiko ein." Das gelte auch für einen möglichen oder unmöglichen Einsatz am Sonntag in Ljubljana gegen Slowenien.

Aufstellungspoker

Konrad Laimer hat es in den Adduktoren, auch seine Teilnahme ist fraglich. Da schätzt man die Klarheit bei Stefan Lainer, Florian Grillitsch oder auch Xaver Schlager, die fallen garantiert aus, sind gar nicht da und eindeutig verletzt. Stefan Posch, der beim 0:0 in Polen den illuminierten Martin Hinteregger (Geburtstagsfeier!) vorzüglich vertrat, dürfte in der Viererkette Rechtsverteidiger Lainer ersetzen. Stefan Ilsanker könnte für Laimer einspringen, obwohl er die Matches von Leipzig von der Bank oder Tribüne aus verfolgt. Valentino Lazaro teilt das Schicksal, allerdings schaut der sich Inter Mailand an. Foda sieht in beiden Fällen "kein Problem". Florian Kainz könnte statt Alaba in die Startelf rücken.

Israels Prunkstück ist die Offensive mit Eran Zahavi und Shon Weissman, der beim Wolfsberger AC trifft und trifft. Herzog dürfte ihn dem Ex-Salzburger Munas Dabbur vorziehen. Zahavi, der in China bei Guangzhou reich wird, hat in der laufenden Quali neun Tore geschossen. Marko Arnautovic, Österreichs Chinese in Schanghai, sechs. Im Happel-Stadion werden 25.000 Zuschauer erwartet. Herzog sagte: "Wir müssen an uns glauben." Schiedsrichter ist übrigens der Schotte William Collum, ein Religionslehrer. (Christian Hackl, 9.10.2019)

Video: Standardsituation

Tabelle – Gruppe G:

EM-Qualifikation, Gruppe G, 7. Runde, Donnerstag

Österreich – Israel
Ernst-Happel-Stadion, 20.45 Uhr, live ORF 1, SR Collum (SCO)

Mögliche Aufstellungen:

Österreich: Stankovic (Salzburg, 2 Länderspiele) – Posch (Hoffenheim, 2/0 Tore), Dragovic (Leverkusen, 76/1), Hinteregger (Frankfurt, 42/3), Ulmer (Salzburg, 14/0) – Baumgartlinger (Leverkusen, 70/1), Laimer (Leipzig, 4/1) – Lazaro (Inter Mailand, 25/2), Sabitzer (Leipzig, 39/6), Kainz (Köln, 15/0) – Arnautovic (Shanghai SIPG, 83/26)

Ersatz: Pervan (Wolfsburg, 0), A. Schlager (LASK, 0) – Trimmel (Union Berlin, 3/0), Friedl (Bremen, 0), Wöber (Salzburg, 5/0), Ilsanker (Leipzig, 38/0), Zulj (Anderlecht, 10/0), Schaub (Köln, 12/5), Goiginger (LASK, 0), Onisiwo (Mainz, 4/0), Gregoritsch (Augsburg, 13/2), Hinterseer (HSV, 12/0)

Fraglich: Alaba (Bayern, 71/13, Haarriss in der Rippe), Laimer (Leipzig, 4/1, Adduktorenprobleme)

Es fehlen: Lainer (Bänderverletzung im Sprunggelenk), Lienhart (Schleudertrauma im Nackenbereich), Grillitsch (Innenbandverletzung im Knie), X. Schlager (Knöchelbruch)

Israel: Marciano (Hibernian Edinburgh, 13) – Dasa (Vitesse Arnheim, 21/0), Abd Elhamed (Celtic, 3/0), Bitton (Celtic, 23/2), Taha (Hapoel Beer Sheva, 9/0), Ben Harush (Lokeren, 25/0) – Glazer (Maccabi Tel Aviv, 4/0), Natcho (Partizan Belgrad, 62/2), Solomon (Schachtar Donezk, 6/0) – Weissman (Wolfsberg, 1/0), Zahavi (Guangzhou R&F, 48/17)

Ersatz: A. Harush (Sparta Rotterdam, 19), Gerafi (Hapoel Tel Aviv, 0) – Tawatha (Ludogorez Rasgrad, 16/1), Menachem (Maccabi Haifa, 0), Tibi (Maccabi Tel Aviv, 38/1), Shlomo (Hapoel Tel Aviv, 0), Elmkies (Hoffenheim, 0), Lavi (Maccabi Haifa, 1/0), Y. Cohen (Maccabi Tel Aviv, 3/0), Haziza (Maccabi Haifa, 0), Dabbur (FC Sevilla, 17/4), Saba (Guangzhou R&F, 8/3)

Es fehlen: Peretz (gesperrt), Dgani (Leistenverletzung), Micha, A. Cohen (beide verletzt)