Katharina Liensberger strahlte bei der WM in Aare trotz knappen Verpassens der Bronzemedaille im Slalom. Mit dem Team holte sie wie in Pyeongchang 2018 Silber. Nun hat sie Sorgen: Nach dem Wechsel der Skimarke steht sie kurz vor Beginn der Weltcupsaison ohne Schuhmaterial da.

Foto: APA/EXPA/DOMINIK ANGERER

Wien – Katharina Liensberger steht etwas mehr als zwei Wochen vor dem Weltcup-Auftakt in Sölden ohne Skischuhe vor ihren Brettern. "Jetzt brennt der Hut", sagt Reinhold Zitz, Geschäftsführer im österreichischen Skipool. Die Vorarlbergerin ist nach der vergangenen Saison von Rossignol zu Kästle gewechselt. Die Skifirma verfügt aber über kein eigenes Bindungs- und Schuhsortiment, und Rossignol untersagt Liensberger die Verwendung der bisher benützten und zum Konzern gehörenden Lange-Schuhe, wodurch die 22-Jährige nun weder an ÖSV-Trainingskursen noch an Weltcuprennen teilnehmen darf.

"Liensberger hätte das abklären müssen", sagt Zitz, "bevor sie den Skivertrag unterschreibt." Man wolle aber keine Schuldzuweisung vornehmen, es gehe darum, dass die Satzung des Ski-Pools und die Statuten des ÖSV von allen Athleten einzuhalten sind. "Machen wir das nicht, fliegt uns das System um die Ohren."

Ein Ultimatum

Liensberger, Dritte im Flachau-Slalom 2019 und Silbermedaillengewinnerin mit dem Team bei Olympia 2018 und bei der WM 2019, sei ambitioniert und versuche, alles zu erreichen, was sie sich in den Kopf setzt, aber es könne keine Firma zu einem Ausrüstervertrag gezwungen werden. Sie sei informiert worden, dass sie bis 15. August einen Schuhausrüster finden sollte, erklärt Zitz. "Sie hätte einsehen müssen, dass sie sich einen Plan B und C überlegen muss." Das sei nicht passiert, das Ultimatum lief ab. Zitz verweist darauf, dass Transferzeiten eingehalten werden müssen, um Chaos zu vermeiden. Im Falle einer Verletzung im Sommer wäre der Athlet der Leidtragende.

Liensberger ging davon aus, Produkte aus dem ÖSV-Skipool verwenden zu dürfen. Nun hofft sie auf eine ÖSV-konforme Regelung.

Um eine Lösung bemüht sich auch ÖSV-Sportdirektor Toni Giger, der bedauert, dass sich Liensberger offensichtlich zu wenig um andere Optionen gekümmert habe. Nun seien die Fristen abgelaufen. Er sieht momentan keine andere Alternative als eine zumindest vorübergehende Rückkehr zu Rossignol. Die französische Firma wäre dazu bereit. Im letzten Moment einspringen könnten auch Marker (Bindung) und Dalbello (Schuh). Zitz bezweifelt, dass es innert so kurzer Zeit möglich wäre, ein gutes Paket zu schnüren. Giger sagt, er habe sich bemüht zu vermitteln, sei aber "ein bissl frustriert, weil sich nichts bewegt hat". In 30 Jahren beim ÖSV habe er keinen vergleichbaren Fall beobachtet.

Keine Ausnahme

Eine Ausnahme könne nicht gemacht werden, man müsse sich an die Abmachungen halten. Eine Ausnahme wurde insofern schon gemacht, als die Frist zur Bereinigung der Situation verlängert wurde. Giger: "Sanieren schaut aber nicht so aus, dass man sagt, das will ich fahren, und schauts, dass das geht." Davon war Liensberger wohl ausgegangen. (Thomas Hirner, 9.10.2019)