Wenn man existenzielle Leere in barock-imperialem Rahmen darstellen wollte, dann ist das mit dem Arrangement für die "Sondierungsgespräche" zwischen Sebastian Kurz und den Chefs der anderen Parteien im Winterpalais des Prinzen Eugen gut gelungen. Das Palais ist Sitz des Finanzministeriums und war zwischendurch eine Dependance des Belvedere-Museums. Es wurde als halbwegs neutraler Ort für die Gespräche ausgesucht.

Ins Kanzleramt kann er ja noch nicht, der vom Bundespräsidenten mit der Regierungsbildung beauftragte Wahlsieger. Daher: ein ausgeräumter, kahler Barocksaal, darin schlichte, moderne Funktionsmöbel zum Sitzen und Abstellen. Zwei Sessel, ein Tisch. Der Rest: Leere.

Sebastian Kurz lud ins Winterpalais des Prinzen Eugen.
Foto: Matthias Cremer

Muss ein ziemlicher Hall im Raum gewesen sein, aber solche Gespräche dienen ja ohnehin nur der Darstellung eines Rituals. "In offener, freundschaftlicher Atmosphäre wurden die gegenseitigen Standpunkte ausgetauscht", so lautet dann meist das Kommuniqué. Wenn es substanziell wird oder werden soll, findet das woanders und ohne die Medien vor der Tür statt.

Aber auch das Ritual muss sein, sonst sind die Bürger beunruhigt und das Internet dreht durch. Es geht alles seinen geordneten Gang, sagen diese Gespräche, in guter Zeit wird dann ein Ergebnis zu verkünden sein. Und die Leere im Winterpalais soll man keineswegs als schlechtes Omen für die Substanz der künftigen Koalitionsvereinbarung betrachten. (Hans Rauscher, 9.10.2019)