Ausgerechnet an Jom Kippur wurde der rechtsextreme Anschlag in Halle begangen.

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Zehn Tage nach Rosch ha-Schana, einem zweitägigen Fest im Monat Tischri (September/Oktober) als Auftakt der herbstlichen Bußtage, feiern die Juden den wichtigsten Festtag des Jahres: den Versöhnungstag. Es ist ein Tag der Buße und Umkehr. Nach jüdischer Überzeugung wird am Neujahrstag von Gott das Urteil über die Taten des vergangenen Jahres gefällt, ausgeführt wird es am Versöhnungstag, dem Jom Kippur.

Ruhe und vollkommene Enthaltung

Die dazwischenliegenden Tage sind Buß- und Gebetstage, um begangenes Unrecht zu erkennen, sich mit den Mitmenschen zu versöhnen und dadurch Gott milde zu stimmen. Den Vorschriften entsprechend ist der Versöhnungstag ein Tag der absoluten Arbeitsruhe, der vollkommenen Enthaltung, des Fastens und des Gebets.

Das zehnstündige Gemeindegebet ist geprägt durch den wiederholten Ruf der ganzen Gemeinde: "Wir sind schuldig gewesen." Beim Morgengebet in der Synagoge wird aus der Tora, im Nachmittagsgottesdienst aus dem Buch Jona gelesen.

Versöhnung mit Mitmenschen

Den feierlichen Abschluss der Gottesdienste an diesem Tag bilden das einmal gesprochene Glaubensbekenntnis "Schema Jisrael", der dreimalige Lobpreis der Königsherrschaft Gottes, die siebenmalige Wiederholung der Aussage, dass nur der Gott Israels Gott ist, und der Ton des Widderhorns.

Das Fest Jom Kippur gibt den Gläubigen die Gewissheit, dass Gott nach dem aufrichtigen Bekenntnis und nach dem Vorsatz, das Leben nach der Weisung Gottes auszurichten, die Sünden vergeben hat. Versöhnt mit den Mitmenschen und mit sich selbst beginnt der Alltag eines neuen Jahres. (Markus Rohrhofer, 10.10.2019)