Nora ist mit ihren Kindern auf dem Weg in den Park. Marius (5) fährt mit dem Fahrrad. Seine kleine Schwester Lara (3) düst auf ihrem Laufrad dahin. Während das Mädchen ganz stolz ihren seinen Helm trägt, machte Marius wie so oft Theater, weil er "den blöden Helm" nicht mag.

Bei Christoph und Sanja steht ein Familienausflug mit den Rädern auf dem Programm. Die Zwillinge (1) sitzen im Anhänger, der an Christophs Fahrrad befestigt ist, Ella (7) radelt nebenher. Die Kinder tragen ihre Helme, die Eltern dagegen haben beide keinen auf.

Renate ist mit ihrer Tochter Selma (6) mit dem Fahrrad auf dem Radweg unterwegs. Am Gehweg geht eine ältere Frau spazieren. Selma trägt einen Helm, die Mama hat keinen auf. Als die beiden an der Dame vorbeifahren, ruft diese: "Wieso hat nur Ihr Kind einen Helm auf? Das ist doch schrecklich unverantwortlich von Ihnen!" Renate bleibt stehen und entgegnet: "Das geht Sie gar nichts an."

Unterwegs mit Fahrrad

Der Herbst bietet wieder viele Möglichkeiten für Aktivitäten im Freien. Manche Eltern und Bezugspersonen sind mit den Kindern mit dem Fahrrad unterwegs. Größere Kinder und Jugendliche bewältigen ihren Schulweg eventuell sogar schon allein mit dem Rad. Fast alle Kleinen tragen einen Helm, wenn sie mit Laufrad, Fahrrad oder Roller unterwegs sind. Bei Jugendlichen, die meist schon allein unterwegs sind, schaut das ganz anders aus. Und immer wieder sieht man Erwachsene, die ohne Helm unterwegs sind.

Helmpflicht für Kinder, aber nicht für Erwachsene. Ist das eine gute Idee?
Foto: APA/Ralf Hirschberger

Helmpflicht in Österreich

Seit 31. März 2011 gibt es in Österreich die Helmpflicht für Kinder bis zum vollendeten zwölften Lebensjahr. Das bedeutet, dass Kinder bis zum zwölften Geburtstag immer dann einen Helm tragen müssen, wenn sie im Kindersitz auf dem Fahrrad des Erwachsenen, in einem Fahrradanhänger mitfahren oder wenn sie selbst Rad fahren. Die Nichteinhaltung der Helmpflicht wird vonseiten der Exekutive nicht sanktioniert. Dass ein Kind oder ein Jugendlicher einen Helm trägt, liegt in der Verantwortung des Erwachsenen.

Allen älteren Radfahrern ist es selbst überlassen, ob sie einen Fahrradhelm benützen, und es hängt davon ab, wie viel Eigenverantwortung sie übernehmen möchten. Das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie empfiehlt allerdings allen Personen, die mit einem Fahrrad oder ähnlichem unterwegs sind, einen geeigneten Fahrradhelm zu tragen.

Umgang mit der Verantwortung

Natürlich ist es zu überlegen, ob und inwieweit man Eltern und Bezugspersonen an ihre Vorbildfunktion erinnern muss. Nichts ist schwieriger als dem Kind erklären zu müssen, warum es einen Helm aufsetzen soll, dies aber die Erwachsenen nicht tun.

Da kann es schon vorkommen, dass den Erwachsenen die Argumente ausgehen und sie dem Kind keine schlüssigen Erklärungen liefern können. Dies endet dann meist damit, dass die Großen sich auf ihre Autorität berufen. Prinzipiell ist das nicht hilfreich, weil das Kind dadurch die Sinnhaftigkeit des Verwendens eines Helms nicht erkennen kann. Das Resultat davon kann sein, dass das Kind den Helm nur so lange verwenden wird, wie es von Gesetzes wegen muss.

Für viele Erwachsene scheint die Sicherheit des Kindes mehr Gewicht zu haben als der Schutz des eigenen Lebens. Es ist davon auszugehen, dass viele Erwachsene nicht darüber nachdenken, was es für ihr Kind bedeutet, wenn es, durch den Helm geschützt, überlebt, aber die Mama oder der Papa, mit dem es unterwegs ist, nicht.

Tragen eine Helms schützt

Oftmals überschätzen sich die Großen in ihrem Können und sind sich sicher, dass ihnen nichts passieren wird. Sie bedenken manchmal nicht, dass es nicht nur an ihnen und ihrem fahrerischen Können liegt, ob sie die Strecke heil überstehen, sondern auch an den anderen, die ebenfalls im Straßenverkehr unterwegs sind. Was die Aufsichtspersonen beim Kind verhindern wollen, nämlich dass es bei einem Sturz schwer verletzt wird, kann so zur Falle für die eigene Gesundheit werden.

Meist haben Eltern und Bezugspersonen die Meinung, dass sie besser als das Kind fahren und mehr Überblick haben. Trotzdem können Aufmerksamkeit und Konzentration auf die Umgebung durch den Blick auf das Kind und sein Fahrverhalten schon manchmal auf der Strecke bleiben.

Egal welche Argumente man gegen das Tragen eines Helms findet, wie zum Beispiel, dass er unbequem ist, manchmal die Frisur leidet, man meist darunter schwitzt und man vielleicht das Gefühl hat, komisch auszusehen, allen sollte klar sein, dass das Verwenden eines Helms vor gröberen Verletzungen schützen kann.

Ihre Meinung?

Wie finden Sie es, dass die Helmpflicht mit dem zwölften Geburtstag endet? Finden Sie, dass das Nichtverwenden eines Helms sanktioniert werden sollte? Ist eine Helmpflicht im Straßenverkehr prinzipiell notwendig? Und tragen Sie selbst einen Helm? Posten Sie Erfahrungen und Ideen im Forum! (Andrea Leidlmayr, Christine Strableg, 11.10.2019)