Wien – Die Widmungskategorie "Geförderter Wohnbau" in Wien hat für die ÖBB-Immo-Tochter einiges an Änderungen gebracht. Bei der Entwicklung des Nordwestbahnhofareals etwa kehrte sich die beabsichtigte Aufteilung von 60 Prozent freifinanziert, 40 Prozent gefördert nach Verhandlungen mit der Stadt um, berichtete ÖBB-Immo-Geschäftsführer Johannes Karner auf einer Pressekonferenz anlässlich der Immobilienmesse Expo Real in München. Und auch beim "Neuen Landgut" westlich des Hauptbahnhofs wurde neu verhandelt, der städtebauliche Rahmenvertrag wurde Ende September vom Gemeinderat beschlossen. 2020 will man hier mit der Verwertung der Flächen beginnen.
UVP beim Nordwestbahnhof startet
Beim Nordwestbahnhof dauert es noch länger, dort ist ein UVP-Verfahren nötig (Umweltverträglichkeitsprüfung, Anm.). Zunächst wird Anfang 2020 ein Infocenter eröffnet. Die ersten der rund 7.000 geplanten Wohneinheiten werden erst ab 2023 gebaut werden können. "Die Entwickler warten schon gierig auf diese Flächen", so Karner schmunzelnd.
Bauträgerschaft möglich
Möglicherweise tritt die ÖBB-Immo GmbH aber auch selbst als Entwickler auf: Büros wohl eher nicht, aber Mietwohnungen könne man sich vorstellen für Dritte zu bauen, so Karner, der demnächst aus dem Unternehmen ausscheiden wird. Nachfolgerin wird Claudia Brey, derzeit noch Chefin der Generali Real Estate.
Im Sonnwendviertel beim Hauptbahnhof (dessen fünften "Geburtstag" man am Donnerstag feierte) hat die ÖBB im Vorjahr die letzten beiden Liegenschaften verkauft. Weitere Flächen will man nun wieder lieber im Baurecht vergeben, so lautet die neue Strategie der ÖBB. In Wien-Hütteldorf betrifft das etwa eine 15.500 Quadratmeter große Liegenschaft neben den Gleisen der Weststrecke. Dort wurde das Bauträgerauswahlverfahren abgeschlossen.
Bahnhofsgreißler und Abholboxen
Neue Wege geht man auch beim Service auf Bahnhöfen, etwa mit "Bahnhofsgreißlern" an drei Pilotstandorten (Melk, Hollabrunn, Mistelbach). Auf rund 50 Quadratmetern wird da ein Sortiment an Lebensmitteln, Gemischtwaren und Drogerieprodukten angeboten, auch Fahrkarten sind erhältlich. Das Projekt entwickle sich "spannend", berichtete Co-Geschäftsführer Erich Pirkl.
Ein anderes neues Serviceangebot sind die Abholboxen, die Kooperationspartner Interspar ebenfalls an drei Pilotstandorten (Tullnerfeld, Wolf in der Au, Hadersdorf) betreibt. Vorab online bestellte Ware ist dort bis 23 Uhr abholbar, im Schnitt werden Einkäufe um 90 Euro bestellt, berichtete Pirkl. Die Boxen sind gekühlt, sodass die Ware auch längere Wartezeiten gut überstehen sollte.
Paketabholstationen
Und auch Paketabholstationen testet die ÖBB gerade an 15 Bahnhöfen, Kooperationspartner A1 sorgt dabei für die technische Infrastruktur. Derzeit können Pakete von den Zustellern GLS und DPD in die Boxen geliefert werden. (Martin Putschögl, 10.10.2019)