Freifinanzierte Wohnbauten in Städten sind derzeit in ganz Europa ein von Investoren heißbegehrtes Segment. Viele neue Projekte wurden auf der Expo Real 2019 vorgestellt.

Foto: Messe München/Thomas Plettenberg

Reine Standpartys ohne Info-Teil waren erst ab 19 Uhr erlaubt. Bei manchem alteingesessenen Aussteller auf der Expo Real sorgte das heuer für Unmut. Das Verbot war laut Veranstaltern nötig, weil sich im Vorjahr einige Aussteller über die bisweilen ausufernde nachmittägliche Feierlaune am Nachbarstand beschwert hatten.

Dennoch war die Feierlaune in den sieben Hallen der Expo Real 2019 überall spürbar. Auch die beiden Gemeinschaftsstände aus Österreich waren fast immer sehr gut besucht. Als beim Stand "Austria" nachmittags die Sachertorten serviert wurden, gab es gar kein Durchkommen mehr. Zunehmend mischte sich aber Verwunderung darüber, wie lange die Immo-Party wirklich noch weitergehen könne, in die Gespräche.

In Österreich rechnen viele Beobachter mit einem neuerlichen sehr starken Jahr bei den Immobilieninvestments, die sich am Schluss auf mindestens vier Milliarden (Colliers), eher aber auf bis zu fünf Milliarden Euro (EHL, CBRE) summieren dürften. Was Deutschland betrifft, staunten selbst erfahrene Marktbeobachter über die gigantische Summe von 9,5 Milliarden Euro, die allein in Berlin in den ersten drei Quartalen investiert wurde, davon 7,5 Milliarden in Büroimmobilien.

"Erwartungen übertroffen"

"In den Vorjahren war die Stimmung bereits ausgezeichnet, aber 2019 übertrifft nochmals unsere Erwartungen", resümierte Michael Ehlmaier, geschäftsführender Gesellschafter von EHL. "Das aktuelle Niedrigzinsumfeld und der hohe Anlagedruck der Investoren befeuern die Nachfrage weiter. Dazu kommt, dass es immer mehr Investoren aus dem arabischen und asiatischen Raum nach Europa zieht und so die Preise weiter nach oben getrieben werden." So könne man derzeit "mit beachtlichem Gewinn" weiterverkaufen, was man vor nur drei Jahren, damals schon "zu einem recht hohen Preisniveau", gekauft habe.

Gebremst werden die Märkte nur von einem "Produktmangel", also einem geringen Angebot an neuen Projekten. Wohnen als "Assetklasse" gewinne immer mehr an Bedeutung, so Ehlmaier, insbesondere neue Wohnformen wie Serviced Apartments oder Senioren- und Studentenwohnen. Auch in Deutschland fließt viel Investorengeld in die "Assetklasse Wohnen", was die Politik dort immer stärker in Zugzwang versetzt (siehe Seite 5). Das führt so weit, dass die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben in Messezeitungen Inserate schalten muss, um in den Großstädten Vermieter zu finden, die langfristig an Bundesbedienstete vermieten wollen. "Sie erhalten für die Einräumung von Belegungsrechten jährlich zwischen 1000 und 1200 Euro pro Wohnung", heißt es darin.

Erstaunlich? Ja, aber angesichts dessen, wie strikt sich sogar Bürgermeister auf Expo-Podien gegen Eingriffe in den Markt aussprachen, kein Wunder.

Genau 46.747 Besucher zählten die Veranstalter heuer, ein Plus von 3,8 Prozent. Das hatte auch negative Auswirkungen, etwa überfüllte Shuttlebusse zur Messe. Auch das sorgte – neben dem Partyverbot – für manchen Ärger. (Martin Putschögl aus München, 10.10.2019)