Damit den Hostel-Gästen in den Mehrbettzimmern ein wenig Privatsphäre bleibt, wurden Kojen gezimmert.

Foto: Montagu

Im obersten Stockwerk befinden sich die Küche und eine Terrasse mit Ausblick.

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Ab Mitte November verfügt Innsbruck über 30 zusätzliche Betten. Oder eigentlich: Kojen. Aber dazu später. Mit dem "Montagu Bed & Beers" eröffnet ein modernes Hostel. Warum der Name? "Frühstück bieten wir keines an", erklärt Joris Doorn, im Team verantwortlich für das Marketing. Das versprochene Bier gibt es in der Sandwichbar im Erdgeschoß oder in der Bar im Gewölbekeller, wo regelmäßig DJs auflegen oder Bands aufspielen.

Ehemaliger Swingerclub

Seit zweieinhalb Jahren bespielt das Montagu-Kollektiv, das aus sieben jungen Menschen besteht, das unterste Geschoß an der Höttingergasse 7. Alteingesessenen sagt die Adresse – einen Steinwurf von der Altstadt entfernt – vielleicht etwas: Hier befand sich früher ein stadtbekannter Swinger- und Fetischclub.

Die neue, jugendfreie Nutzung musste sich allerdings erst herumsprechen: "Anfangs stolperten noch manchmal ältere Herren herein. Die waren dann meist sehr verwirrt, wie sehr sich das Lokal verändert hat", erzählt Doorn und lacht. An früher erinnert heute im Lokal nichts mehr. Aber als das Team vor zweieinhalb Jahren übernahm, fanden sie im Keller noch kleine Käfige, außerdem ein Kreuz, an dem man sich aufhängen lassen konnte, und kleine Separees. Mittlerweile geht es deutlich harmloser zu: Hier befindet sich heute das Lager.

Mit der Vermieterin habe man sich gleich gut verstanden, erzählt das Team. Denn von Anfang an war klar: Beim gastronomischen Angebot soll es nicht bleiben. "Jeder von uns ist gern auf Reisen und in Low-Budget-Unterkünften unterwegs", erzählt Doorn. "Irgendwann fiel uns auf, dass es so etwas in Innsbruck nicht gibt."

"Der Platz ist extrem begrenzt"

Zwar gibt es einige Jugendherbergen. Neun waren es laut einer Analyse des Innsbrucker Hotelmarkts aus dem Jahr 2017. Sechs davon standen dem Markt aber nur temporär zur Verfügung, weil es sich dabei um Studentenwohnheime handelt, die nur in den Sommermonaten als Hostels geführt werden. Hippe Herbergen, wie man sie aus anderen Städten kennt, sind sie zudem nicht. "Es gibt sehr wenig Angebot für klassische Hostel-Gäste", bestätigt Julian Mayer vom Hotelberatungsunternehmen MRP Hotels auf Anfrage des STANDARD. "Innsbruck ist da sehr, sehr verschlafen." Noch. Ende 2020 wird ein preisgünstiges Hotel der Meininger-Gruppe eröffnet. Auch andere Hostel-Ketten haben Innsbruck auf dem Radar, weiß Mayer, "aber der Platz ist extrem begrenzt".

Seit rund einem Jahr pachtet das Montagu-Kollektiv das gesamte Haus vom Gewölbekeller bis zum Dachboden. In Zwei- bis Sechsbettzimmern entstehen insgesamt 30 Betten. Um den Bewohnern auch bei größter Dichte Privatsphäre zu ermöglichen, wurde auf die klassischen Stockbetten verzichtet. Stattdessen werden die Gäste in selbstgebauten Schlafkojen nächtigen, die über Licht und Steckdosen verfügen. Wer seine Ruhe haben will, zieht eben die Vorhänge zu.

Kojen auf Airbnb

Überhaupt wurde vieles in Eigenregie gebaut, drei Mitglieder des Kollektivs sind angehende Architekten. Mitgeplant haben außerdem die lokalen Architektenkollektive Krater Fajan und Studio Magic. Jedes Stockwerk ist daher ein bisschen anders ausgefallen.

Die Gemeinschaftsküche im dritten Stock ist mittlerweile fertig. Aktuell wird im zweiten Stock noch gearbeitet. Am 16. November soll das "Montagu Bed & Beers" dann im Rahmen eines Tags der offenen Tür eröffnet werden. Eine Koje im Sechsbettzimmer wird – je nach Saison – auf ca. 30 Euro pro Nacht kommen, das Bett im Doppelzimmer ist doppelt so teuer. Offiziell buchen kann man das Hostel derzeit noch nicht, einige der Kojen sind aber probehalber bereits auf Airbnb zu finden. (Franziska Zoidl, 13.10.2019)