Der fallen gelassener Verbündeter der USA, Mazlum Kobane, gegen den IS.

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Als vor ein paar Jahren die ersten Fotos des syrisch-kurdischen Paramilitärs, umrundet von US-Soldaten, auftauchten, erzeugte das einiges Aufsehen: Die Amerikaner eskortierten mit Mazlum Kobanê jemanden, auf den der türkische Nato-Partner ein hohes Kopfgeld ausgesetzt hatte. Ferhat Abdi Sahin, wie er mit bürgerlichem Namen heißt, ist der Oberkommandierende der SDF, der Syrischen Demokratischen Kräfte, die wiederum von den kurdisch-syrischen YPG, den Volksverteidigungseinheiten, angeführt werden.

Die USA stellten die SDF mit Kobanê an der Spitze in Nordostsyrien als lokale Bodentruppe gegen den "Islamischen Staat" (IS) auf. Nun aber werden die SDF die am Mittwoch angelaufene türkische Offensive bekämpfen.

Schon anlässlich der ersten Ankündigungen von US-Präsident Donald Trump vor Monaten, er wolle die US-Truppen aus Syrien abziehen, war Kobanê als der Anti-IS-General, den die Amerikaner verraten hätten, in den Medien. Trumps Verteidigungsminister James Mattis trat entnervt zurück, Kobanê appellierte persönlich an Trump. Der überlegte es sich wieder anders, die US-Verbündeten des SDF blieben, reduziert, aber doch.

Noch im August 2019 zeigte sich Kobanê in Interviews überzeugt, dass die USA in Ankara die Interessen der Kurden vertreten würden. Sogar eine von den USA und der Türkei gemeinsam gemanagte schmale Sicherheitszone an der Grenze konnte er sich vorstellen. Nun kam die erneute Trump-Wende.

Terrorist für die Türkei

Für die Türkei blieb Mazlum Kobanê jedoch immer der "Terrorist". Der YPG-Kämpfer, der den Namen der Stadt annahm, in der er seine erste große Schlacht gegen den IS geschlagen hatte, erhielt seine militärische Ausbildung von der türkisch-kurdischen PKK, die damals die syrische Kurdenregion als Rückzugsort benützte. PKK-Führer Abdullah Öcalan gilt als persönlicher Freund Kobanês, der damals den Nom de Guerre Sahin Cilo trug. Es gibt ein Bild, das ihn und Öcalan schwimmend im Euphrat zeigt.

Der Endvierziger, der auch eine Zeitlang in Europa gelebt hat, verleugnet diese Vergangenheit nicht, wehrt sich jedoch gegen die Gleichsetzung von PKK und YPG und das Terrorismusetikett. Als SDF-Kommandierender tat Kobanê durchaus etwas für Imageverbesserung und Professionalisierung seiner Truppe: So unterschrieb er vergangenen Sommer einen UN-Aktionsplan gegen die Rekrutierung von Kindersoldaten. (Gudrun Harrer, 11.10.2019)