So sieht er aus, der Senioren-Helfer.

Foto: Zora Robotics

Wien – Auch wenn man schon seit vielen Jahren an Pflegerobotern forscht, wird man in Europa kaum ein Seniorenheim finden, in dem ein solcher den Blutdruck misst, Betten bezieht und Medikamente verabreicht. Viele Anforderungen sind nach wie vor zu komplex, als dass sie künstliche Systeme erledigen könnten. Allerdings wird immer öfter mit sogenannten Companion-Robots experimentiert, die die Senioren zu sozialen Interaktionen animieren sollen.

An der FH Campus Wien wird im Rahmen des Forschungsprojekts ReMIND (Robotic ePartner for Multitarget Innovative activation of people with Dementia) etwa gemeinsam mit belgischen und rumänischen Partnern eine Anwendung evaluiert, die älteren Menschen in betreuten Wohneinrichtungen helfen soll, ihre physische und kognitive Leistungsfähigkeit aufrechtzuerhalten und Demenzerkrankungen entgegenzuwirken. Unterstützt wird das Projekt vom AAL Programme, das von der EU-Kommission und 17 Mitgliedsstaaten finanziert wird.

Man darf sich dabei keine Krankenpflegerversion des Star Trek-Androiden Data vorstellen. Im Zentrum steht ein günstiges Produkt des belgischen Anbieters Zora, das ursprünglich für den Einsatz in Geschäften entwickelt wurde und etwa Kunden zu bestimmten Produkten bringen kann. Für Franz Werner, Studiengangsleiter Health Assisting Engineering und Projektleiter an der FH, ist das Modell ein Sprachassistent auf Rädern, der auch Musik spielen, als Animator für Bewegungsübungen dienen und kleinere Gegenstände in einem "Rucksack" herbeiholen kann.

individuelle Anwendungen sind möglich

In Kombination mit einer App des Wiener Entwicklers Ovos Media, mit der ältere Menschen Biografiearbeit betreiben und Erinnerungen an Lebensstationen, Dinge und Menschen festhalten können, soll die Aktivität des Roboters personalisiert werden. "Das System lernt etwa, welche Musik eine Person gerne hat, und kann diese dann bei der Interaktion abspielen", gibt Werner ein Beispiel.

In einer ersten Projektphase soll herausgefunden werden, welche Rollen der künstliche Assistent einnehmen kann. "Wir gehen mit Roboter und Tablet in Betreunungseinrichtungen, zeigen Szenarien vor und sehen uns an, ob es funktioniert", beschreibt Werner. Beispielsweise könnte der Roboter täglich zur selben Zeit am Vormittag "vorlesen", was es zum Mittagessen gibt. Auch individuelle Anwendungen wie Physiotherapieeinheiten, die der Roboter vorgibt, sind möglich. Haben sich erfolgversprechende Szenarien herauskristallisiert, soll in einer einjährigen Studie das System in einer Reihe von Einrichtungen in Österreich, Belgien und Rumänien in der Praxis getestet werden.

"Wir wollen sehen, ob durch die Nutzung positive Einflüsse entstehen und wie lange sie erhalten bleiben", resümiert Werner. Es gibt viele Fragen zu beantworten: "Gibt es mehr Gespräche, mehr sozialen Austausch? Kommen vielleicht mehr Angehörige, weil sich auch die Enkel für die Technik interessieren? Wie verändern sich die Fähigkeiten der Senioren? Entsteht für das Personal eine Ent- oder eine Belastung? Ist das Gerät nutzerfreundlich?" Überwiegen die positiven Einflüsse, könnte der Robo-Helfer bald öfters in Seniorenheimen auftauchen. (pum, 18.10.2019)