ZDF-Satiriker Jan Böhmermann widmete sich im "ZDF Neo Magazin Royale" am Donnerstagabend der App "Coin Master", die sich wesentlich an Kinder richte. Böhmermanns Befund: "Die Big Player im Glücksspielgame bringen eine Spiele-App für Kinder auf den Markt. Coin Master ist nichts anderes als ein Glücksspiel für Kinder, getarnt als lustiges Abenteuerspiel."

Rechtlich kein Glücksspiel

Nach deutschem Recht, auch das findet sich in Böhmermanns Beitrag, fehlt zum Glücksspiel der Geldgewinn – in der App gibt es nur Punkte. Und: Nicht Zufall steuere die Gewinne, sondern Algorithmen. Böhmermann: "Alles legal, freigegeben ab 0 Jahren. Wenn Geld verzocken am Handy ohne Altersbeschränkung geht – wofür brauchen wir überhaupt eine Altersbeschränkung für irgendwas?"

Böhmermann zitiert Betreiberfirma Moonactive mit: "Unsere Dienste sind nicht dafür konzipiert, Minderjährige unter 16 Jahren anzusprechen." Apple habe das Spiel mittlerweile auf 17+ eingestuft. Andere "Coin"-Spiele seien weiterhin ab null Jahre eingestuft.

"Neo Magazin Royale" wollte einen Antrag auf Prüfung bei der deutschen Bundesstelle für jugendgefährdende Medien stellen – bisher liegt dort keiner vor. Solche Anträge müssten von Ämtern oder Bildungseinrichtungen kommen. Böhmermann appellierte in der Sendung an Beamte, einen solchen Antrag auf "Indizierung von simulierten Glücksspiel-Apps" zu stellen.

"Innovative Geschäftsideen"

Die Sendung zitiert Glücksspielsuchtforscher Tobias Hayer von der Uni Bremen, dass "die klassischen Slot Machines bei den jüngeren Generationen nicht mehr so beliebt sind. Entsprechend bedarf es innovativer Geschäftsideen, um bei dieser Entwicklung gegenzusteuern."

Wikingerdorf, Wunderwelt, Spielhalle

Coin Master kombiniert Spielautomaten-Funktionalität mit Game-Funktionen, in denen man etwa Facebook-Freunden "Dörfer zerstören" kann. Das Endlevel von "Coin Master" – das 205. – etwa nach Wikingerdorf und Wunderwelt – ist die "Spielhalle" mit einem Kind mit Schirmmütze.

Es ist nach den Recherchen von Böhmermanns Redaktion die einzige App der Firma Moonactive, in die große Player im (Online-)Glücksspiel investiert hätten. Auch Bet-and-Win (Bwin)-Gründer Norbert Teufelberger habe eine Rolle gespielt, erklärt Böhmermann: Er habe 2016 eine Firma beraten, die in Moonactive investiert habe.

Bibi und Bohlen

Beworben wurde die App etwa von Dieter Bohlen und von Influencerin "Bibi" Bianca Heinicke, eine der meistabonnierten Youtuber für junge Zielgruppen. (red, 11.10.2019)