Luziwuzi war innerhalb der Familie der für den jüngsten Bruder von Kaiser Franz Joseph geläufige Spitzname. Sein offizieller Name war Erzherzog Ludwig Viktor: Er galt als sehr exzentrischer Sonderling, und seine Homosexualität war ein offenes Geheimnis. Wie Martin Mutschlechner, Buchautor und Mitarbeiter der Abteilung Forschung und Dokumentation in Schloß Schönbrunn, in einem Beitrag beschreibt, tolerierte der an sich strenge Franz Joseph die Eskapaden lange Zeit.

Am 23. 10. gelangt dieses 1780/90 gefertigte Tischchen bei "im Kinsky" auf den Markt.
Foto: Im Kinsky

Erst ein handfester Skandal führte zum offiziellen Bruch und seiner Verbannung vom Wiener Hof. Laut Mutschlechner soll dafür ein missglückter Annäherungsversuch in einer öffentlichen Badeanstalt für Männer verantwortlich gewesen sein, der mit einer Ohrfeige für den Erzherzog endete.

Fortan lebte Luziwuzi in seinem Sommersitz in Schloss Kleßheim. In Salzburg erfreute er sich großer Beliebtheit, engagierte sich als Schirmherr des Salzburger Kunstvereins und stand gesellschaftlich im Mittelpunkt. Den vor Ort stationierten Offizieren wurde allerdings verboten, Einladungen zu seinen Festen anzunehmen. "Unter der Hand wurden die 'unnatürlichen Neigungen' des Erzherzogs als Grund genannt", so Mutschlechner.

Im Rahmen der Versteigerungen des Nachlasses von Erzherzog Ludwig Victor, gelangte im Dorotheum 1921 auch das einst in Schloss Kleßheim verwahrte "Abeitstischchen" zur Versteigerung.
Foto: Faksimile, Universitätsbibliothek Heidelberg

Im Jahr 1915 stellte man ihn als "geisteskrank" unter Kuratel. Nach seinem Tod 1919 gelangte das Schloss samt umfangreichem Inventar über den Erbweg an seinen kaiserlichen Großneffen Karl, dessen Bruder Erzherzog Max und ihre Mutter Maria Josepha. Dieselben verkauften das Schloss 1920 an das Land Salzburg und die gesamte Einrichtung an eine spanische Gesellschaft.

Letztere übergab das Inventar nahezu zur Gänze dem Dorotheum zum Verkauf: Aufgrund der Menge von mehr als 7000 Katalognummern, davon allein 1400 Gemälde, fanden von April 1921 bis März 1922 insgesamt zehn Versteigerungen in Wien statt.

"Wöchnerinnentisch"

Bei der dritten Auktion (30. Mai bis 3. Juni 1921) wechselte ein im damaligen Katalog als "Arbeitstischchen aus politiertem Kirschholz, von ovalem Grundriß, mit eingelegtem rhombischen Muster, auf vier zierlichen geschnitzten Beinen" beschriebenes Möbel den Besitzer. Am 23. Oktober gelangt dieses 1780/90 gefertigte Tischchen bei "im Kinsky" in der Sparte Antiquitäten neuerlich auf den Markt.

Bei dem nunmehr als "Wöchnerinnentisch" bezeichneten Typus handelt es sich um ein sehr seltenes Kombinationsmöbel, das auf den ersten Blick nicht als solches erkennbar ist. Tatsächlich besteht das elegante Tischchen aus zwei Teilen: Bei Bedarf ist das Oberteil abnehmbar und diente etwa Frauen im Kindbett (Wöchnerinnen) als mobiles Lese- oder Schreibpult, mit Fächern an beiden Seiden, in denen diverse Utensilien Platz fanden. Aber eine solche Rarität hat auch ihren Preis: Der Schätzwert beläuft sich, auch aufgrund seiner prominenten Herkunft, auf 50.000 bis 80.000 Euro. (Olga Kronsteiner, Album, 12.10.2019)