Marcel Sabitzer (vorn) hat sein siebentes Tor im Team erzielt. Das freute auch Julian Baumgartlinger.

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Samstagmittag fliegt die österreichische Fußballnationalmannschaft von Wien aus nach Ljubljana. Einen Klimapreis wird der Fußballbund (ÖFB) dafür nicht gewinnen, man hätte durchaus einen Luxusbus wählen können. Der ordinäre Routenplaner weist eine Reisedauer von vier Stunden und ein paar Minuten aus. Es wäre zudem weit billiger gewesen – und kürzer, denn man muss niemals eineinhalb Stunden vor der Abfahrt beim Bus sein, der vor der Hoteltür parkt.

Die U21 hatte heuer darauf bestanden, zur EM-Endrunde nach Udine nicht zu fliegen (das ist weiter entfernt als Ljubljana). Sie bevorzugte die Straße, nicht zuletzt aus gruppendynamischen Gründen. Im Bus kommen nämlich die Leute zusammen. Vermutlich setzt die Verwöhnung im Fußball erst später ein. ÖFB-Geschäftsführer Bernhard Neuhold sieht seine primäre Aufgabe nicht darin, das Weltklima zu retten. "Wir wollten die gewohnten Abläufe nicht ändern, die Spieler haben es sich so gewünscht. Auf der Straße kann es zu Verzögerungen kommen, etwa zu einem Stau an der Grenze." Der Hinweis, dass das Match gegen Slowenien erst am Sonntag um 20.45 Uhr angepfiffen wird, das Zeitfenster also ein gewaltiges ist, wurde nicht diskutiert.

Nichts erreicht

Der Kurs Richtung EM-Endrunde 2020 stimmt, da fährt die Eisenbahn drüber. Das 3:1 am Donnerstag im Happel-Stadion gegen Israel hat die ohnedies schon offene Tür noch weiter aufgestoßen. Österreich liegt in Gruppe G hinter Polen auf Platz zwei. Freundlicherweise hat Slowenien in Nordmazedonien 1:2 verloren. Teamchef Franco Foda legt allerdings Wert darauf, "noch nichts erreicht zu haben. Die Ausgangsposition hat sich weiter verbessert, alle sind mit Begeisterung dabei. Es bleibt eng und spannend."

Ein Sieg in Slowenien wäre die ultimative Erweiterung, selbst ein Remis genügt, um es aus eigener Kraft zu schaffen. Denn die abschließenden Partien im November in Wien gegen Nordmazedonien (16.) und in Lettland (19.) klingen wenig bedrohlich. Foda stellt seine Mannschaft in Ljubljana voll auf drei Punkte ein. "Auf Unentschieden spielen können vielleicht Italiener. Wie können das nicht, wir wollen immer gewinnen. Die Mentalität ist großartig." Konrad Laimer, Stefan Posch und Marko Arnautovic sind leicht angeschlagen, es besteht aber kein Anlass zur übertriebenen Sorge. Foda, das ehrt ihn, bejammert tatsächliche und mögliche Ausfälle nicht. David Alaba musste schon mehrmals ersetzt werden, bei diesem Lehrgang zu 100 Prozent. "Man kommt zu einer EM nicht mit elf Spielern, sondern man benötigt immer 23."

Die Leistung gegen Israel war 25 Minuten lang schwach, das neutrale Auge wurde gekränkt, fast beleidigt. Keine Tiefe, keine Genauigkeit, kein Pressing. Nach dem 0:1-Rückstand hat man sich kollektiv am Riemen gerissen, die höhere Qualität konnte fortan nicht mehr verheimlicht werden. Kapitän Julian Baumgartliner, gefragt, warum es eine so schwere Geburt gewesen ist: "Weil es keine leichte Geburt gibt."

Zwei Leipziger

In jüngster Vergangenheit haben sich zwei Spieler in den Vordergrund gedrängt. Der 23-jährige Laimer und der 25-jährige Marcel Sabitzer, die beide bei RB Leipzig engagiert sind. Zufälle gibt es keine. Sie pressen, sind variabel, schließen Lücke, reißen Löcher beim Gegner auf. Sabitzer fühlt sich zentral hinter der Spitze pudelwohl, er genießt es, endlich Tore zu schießen. Gegen Israel traf er zum 3:1 (88.). Seine Entwicklung zur Führungskraft sei "ein Prozess" gewesen. "Ich bin reifer geworden, genieße den Konkurrenzkampf, bin nicht bereit, meinen Platz herzugeben. Weder im Verein noch im Team. Ich weiß, ich habe noch Luft nach oben."

Das Stadion Stozice ist mit 16.000 Zuschauern ausverkauft. In Klagenfurt gewann Österreich 1:0. Sloweniens Teamchef Matjaz Kek wird sich etwas einfallen lassen müssen. "Aufgrund der Tabellensituation werden sie nicht bunkern, sie haben mehr Druck als wir." Sabitzer fügte den ultimativen Satz an: "Wir wollen unbedingt zur EM." Die findet verstreut in Europa statt. Es muss geflogen werden, da fährt der Bus drüber. (Christian Hackl, 11.10.2019)

Technische Daten und mögliche Aufstellungen zum Fußball-Länderspiel am Sonntag in Ljubljana:

EM-Qualifikation, Gruppe G, 8. Runde:

Slowenien – Österreich
(Stadion Stozice, 20.45 Uhr/live ORF 1, SR Cakir/TUR)

Slowenien: Oblak (Atletico Madrid, 25 Länderspiele) – Stojanovic (Dinamo Zagreb, 13/0 Tore), M. Mevlja (Zenit St. Petersburg, 24/1), Al. Struna (Houston Dynamo, 19/1), Balkovec (FC Empoli, 4/0) – Krhin (FC Nantes, 44/2), Kurtic (SPAL Ferrara, 55/1) – Ilicic (Atalanta Bergamo, 61/8), Bezjak (APOEL Nikosia, 31/5), Zajc (Fenerbahce Istanbul, 16/5) – Sporar (Slovan Bratislava, 17/2)

Ersatz: Belec (Apoel Nikosia, 13), Vidmar (Olimpia Ljubljana, 0) – Jokic (FK Ufa, 99/1), Janza (Gornik Zabrze/POL, 1/0), Blazic (Ferencvaros Budapest, 4/0), Korun (Piast Gliwice/POL, 0), Bijol (ZSKA Moskau, 6/0), Verbic (Dynamo Kiew, 26/5), Popovic (FC Zürich, 5/0), Majer (US Lecce, 2/0), Gnezda Cerin (1. FC Nürnberg, 0), Matavz (Vitesse Arnheim, 37/10), Beric (AS St. Etienne, 24/2)

Fraglich: Jokic (verletzt)

Es fehlen: Crnigoj (verletzt), L. Zahovic (Adduktorenprobleme)

Österreich: Stankovic (Red Bull Salzburg, 3 Länderspiele) – Posch (1899 Hoffenheim, 3/0), Dragovic (Bayer Leverkusen, 77/1), Hinteregger (Eintracht Frankfurt, 43/4), Ulmer (Red Bull Salzburg, 15/0) – Baumgartlinger (Bayer Leverkusen, 71/1), Ilsanker (RB Leipzig, 39/0) – Lazaro (Inter Mailand, 26/3), Sabitzer (RB Leipzig, 40/7), Laimer (RB Leipzig, 5/1) – Arnautovic (Shanghai SIPG, 84/26)

Ersatz: Pervan (VfL Wolfsburg, 0), A. Schlager (LASK, 0) – Trimmel (Union Berlin, 4/0), Friedl (Werder Bremen, 0), Wöber (Red Bull Salzburg, 5/0), P. Zulj (RSC Anderlecht, 10/0), Schaub (1. FC Köln, 13/5), Kainz (1. FC Köln, 15/0), Goiginger (LASK, 0), Onisiwo (FSV Mainz, 4/0), Gregoritsch (FC Augsburg, 14/2), Hinterseer (Hamburger SV, 12/0)

Fraglich: Arnautovic (Muskelverletzung im Oberschenkel), Laimer (Adduktorenprobleme), Posch (angeschlagen)

Es fehlen: Alaba (Haarriss in der Rippe), Lainer (Bänderverletzung im Sprunggelenk), Lienhart (Schleudertrauma im Nackenbereich), Grillitsch (Innenbandverletzung im Knie), X. Schlager (Knöchelbruch)