Epirhyssa quagga ist eine Wespe von beeindruckendem Format.
Foto: Hopkins et al.

Fast eine Million Insektenarten wurden weltweit bereits identifiziert und Forscher gehen davon aus, dass ein Vielfaches dieser Zahl noch immer einer wissenschaftlichen Beschreibung harrt. Da ist es keine Überraschung, dass Entomologen am laufenden Meter weitere Insektenspezies in Fachjournalen vorstellen – ebenso wenig wie der Umstand, dass es wahrscheinlicher ist, kleinwüchsige Arten erst jetzt zu entdecken als auffällig große.

Doch es gibt Ausnahmen von der Größenregel, betonen Wissenschafter der finnischen Universität Turku, die sich auf eine solche Ausnahme spezialisiert haben: nämlich Wespen aus der Familie der Rhyssinae. Diese kommen in den Tropen sowohl der Alten als auch der Neuen Welt vor und können beachtliche Dimensionen erreichen. Die größten Arten werden über zehn Zentimeter lang.

Der typische Wespen-Lifestyle

Mit der Gemeinen Wespe, die im Sommer mit uns zusammen Grillpartys feiert, haben diese Tiere nichts zu tun. Es sind Schlupfwespen – sie legen ihre Eier im oder am Körper anderer Insekten oder auch Spinnen ab und lassen ihre Opfer von den schlüpfenden Larven auffressen.

Zehntausende Wespenarten gehen diesem parasitären Lebensstil nach. Viele davon sind winzig klein, die Rhyssinae aber drücken den Schnitt nach oben. Ihr Legestachel, der Ovipositor, ist so lang, dass sie damit nicht nur ihre Eier dem Opfer injizieren können. Sie bohren sich damit auch gleich durch die Holzschicht, unter der sich das Opfer vergeblich in einer Baumhöhle verbergen wollte.

Neuzugänge

Bei ihrer vorletzten Feldstudie haben die finnischen Forscher um Tapani Hopkins zehn neue Arten großgewachsener Rhyssinae im Amazonasgebiet entdeckt. Nun stellen sie im Fachjournal "ZooKeys" die Ergebnisse ihrer jüngsten Untersuchung vor, durchgeführt diesmal in den tropischen Regionen Afrikas.

Ebenfalls neuentdeckt: Epirhyssa johanna.
Foto: Hopkins et al

Zwei der entdeckten Arten waren der Wissenschaft bislang unbekannt und haben umgehend Namen erhalten: Der von Epirhyssa quagga rührt daher, dass ihre Färbung und Musterung der eines Quaggas ähnelt, einem im 19. Jahrhundert vom Menschen ausgerotteten Verwandten des Zebras. Mit Epirhyssa johanna machte Hopkins seiner Ehefrau Johanna ein Geschenk im Entomologen-Stil.

Und es kam auch zu einem seltenen Wiedersehen. Die Spezies Epirhyssa overlaeti, die größte aller afrikanischen Rhyssinae, ist der Wissenschaft zwar schon lange bekannt. Allerdings beruhte alles Wissen über sie bislang auf ganzen zwei Exemplaren – eines davon in den 1930er Jahren im Kongo gesichtet, das andere in den 80ern in Kamerun. Beide waren Weibchen. In Uganda traf Hopkins' Team nun an einer einzigen Fundstätte auf eine große Zahl von E. overlaeti beiderlei Geschlechts, womit sich ein völlig neues Bild der geografischen Verbreitung dieser großen Wespe ergibt. (jdo, 14. 10. 2019)

Mit solchen zeltartigen Konstruktionen, sogenannten Malaise-Fallen, fangen Entomologen Fluginsekten ein.
Foto: Tapani Hopkins