Die Störungskarte zeigt die A1-Schwierigkeiten um circa 10.30 Uhr an.

Foto: Allestörungen

So einen Ausfall gab es in Österreich noch nie: Wegen eines Hardwarefehlers ist es am Montagvormittag im ganzen Land zu massiven Beeinträchtigungen im A1-Festnetz gekommen. Über Stunden waren auch Notrufnummern von Einsatzorganisationen zeitweise nicht erreichbar. In Notfällen mussten Betroffene die nächste Polizeiinspektion, Rettungsstation oder Feuerwehrhauptwache aufsuchen. Laut Unternehmenssprecherin Livia Dandrea-Böhm war das fehlerhafte Teil rasch ausgetauscht worden. Allerdings dauerte es bis etwa 13.30 Uhr, bis alles wieder zu 100 Prozent lief. Dies gab das Innenministerium in einer Aussendung bekannt.

Die Hardware war es

Konkret verursachte ein Steuerungselement in der Festnetztelefonie, dass Nummern in ganz Österreich "zeit- und teilweise nicht gegangen sind". Laut der Sprecherin waren "nicht alle Notrufnummern nicht erreichbar". Normalerweise gebe es bei einer solchen Störung ein Backup. "Wir sind gerade bei der Fehleranalyse, warum dieses diesmal nicht gegriffen hat", so Dandrea-Böhm.

Dass der Ausfall eines Geräts das gesamte Netz dermaßen in Mitleidenschaft ziehen kann, ist allerdings sehr ungewöhnlich. Seit Jahren gilt es als Standard, kritische IT-Systeme redundant auszulegen.

Bisher keine Notfall-Beschwerden

Zumindest nach ersten Informationen soll das Chaos keine ernsthaften Vorfälle ausgelöst haben. "Wir wissen natürlich nicht, wie viele Leute eventuell nicht durchgekommen sind. Aber bis jetzt gab es keine Beschwerden", hieß es bei Polizei, Feuerwehr und Rettung am Nachmittag auf APA-Anfrage. Es sei bisher kein Fall bekannt, dass man zu spät zu einem Einsatz gekommen wäre, sagte ein Sprecher der Wiener Berufsfeuerwehr. Ähnliches betonte der Sprecher der Wiener Berufsrettung. Dieser gab aber bekannt, dass die Backup-Nummern als Vorsichtsmaßnahme bis Dienstag aktiv bleiben würden.

Ersatznummern

Der flächendeckende Ausfall des Notrufs hatte zuvor die Republik vor Probleme gestellt, da Rettung, Feuerwehr und Polizei nicht erreichbar waren. Der Pressedienst der Stadt Wien (MA 53) gab mehrere Ersatznummern bekannt, unter denen Einsatzkräfte für Notfälle trotzdem erreichbar waren.

Für die Rettung waren dies:

  • 0676 8118 64624
  • 0676 8118 64542
  • 0676 8118 64547
  • 0676 8118 64562
  • 0676 8118 64606


    Für die Feuerwehr:


  • 0676 8118 69572
  • 0676 8118 69836
  • 0676 8118 69577
  • 0676 8118 50327
  • 0664 237 7197
  • 0664 237 9400

Zudem haben die Notfalleinrichtungen in den Stationen der Wiener Linien Notrufe an die Zentralen von Rettung, Feuerwehr und Polizei weitergeleitet.

Sollte man beim ersten Notruf nicht durchkommen, empfahl das Rote Kreuz landesweit, es mehrmals von Fest- und Mobilnetz zu probieren. Als Alternative sollte man auch beim Euronotruf unter 112 anrufen. Sollte auch das nicht klappen, sollte man die nächste Rettungsstation aufsuchen.

In Tirol wurden wegen der Störung die Feuerwehrzentralen besetzt. Bürger, die in einem Notfall bei den Notrufnummern nicht durchkamen, wurden aufgerufen, die nächste Feuerwehrstation aufzusuchen. Diese seien mittels Funk direkt mit der Leitstelle verbunden und könnten im Not- beziehungsweise Einsatzfall umgehend reagieren, berichtete das Land. Von dort aus würden dann die Einsatzorganisationen regulär zu den jeweiligen Einsatzorten disponiert werden.

Die Rettungsrufapp von "Notfall NÖ" war eine weitere Alternative. Sie ist für iOS und Android verfügbar, alarmiert per Knopfdruck die Rettung und gibt auch die genaue Position durch. Sie sollte laut Betreibern österreichweit funktionieren.

Ganz Österreich betroffen

Ein Blick auf "Allestörungen" in den Morgenstunden zeigte, dass die Ausfälle praktisch ganz Österreich betroffen hatten. Vor allem im Osten des Landes gab es demnach verstärkt Meldungen, zum Beispiel aus dem 16. Wiener Bezirk, aus Schwechat, aber auch aus Neumarkt im Hausruckkreis in Oberösterreich.

Ein Überblick über die Störungen.
Foto: Allestörungen

Gerüchte, wonach "3" und Magenta ebenfalls mit Ausfällen zu kämpfen hatten, konnten nicht bestätigt werden. Sollten deren Kunden allerdings mit A1-Kunden telefonieren, waren sie freilich indirekt mitbetroffen. "3"-Pressesprecher Tom Tesch erklärte, dass die Telekom eine Art Universalbetreiber für die Notrufe sei. Fällt deren Dienst aus, könnten etwa auch "3"-Kunden keine Notrufe mehr absetzen.

Magenta-Ausfall im August

Bereits Mitte August hatte auch Magenta mit massiven Netzstörungen zu kämpfen gehabt. Am Sonntag, 11. August meldeten zahlreiche Kunden in ganz Österreich, dass ihre Smartphones keinen Empfang mehr hatten. Erst nach mehr als 24 Stunden konnten damals die Probleme beseitigt werden.

Im März 2016 beeinträchtigte eine Cyberattacke das Mobilfunknetz von A1. Über Tage war das Angebot des Mobilfunkers nur schwer erreichbar. Grund waren massive DDoS-Angriffe, hinter denen Kriminelle standen. In einem Erpresserschreiben wurden zunächst 100.000 Euro in Bitcoins verlangt, die Forderung wurde in den folgenden Stunden auf das Mehrfache erhöht. Erst als die Erpresser erkannten, dass die Techniker imstande waren, den Angriff abzuwehren, gaben sie ihr Unterfangen auf. (red, APA, 14.10.2019)