Sebastian Kurz zu Gast bei Armin Wolf: Die ÖVP ist laut einer "Addendum"-Analyse bei ORF-Auftritten überrepräsentiert.

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Wien – Wie schaut es mit der Ausgewogenheit im ORF aus? Die Rechercheplattform "Addendum" hat analysiert, wie häufig Vertreter der österreichischen Parteien in den wichtigsten politischen Sendungen des ORF zu Gast waren. Ein Ergebnis: Bei den Sendungen vor der diesjährigen Nationalratswahl war die ÖVP – mit Ausnahme der TV-Sendung "Im Zentrum" – deutlich überrepräsentiert.

Eine mögliche Erklärung dafür sei die Regierungsbeteiligung als stimmenstärkste Partei auf Bundesebene, aber häufig auch auf Kommunal- und Landesebene. So war die SPÖ im Jahr vor der Nationalratswahl 2017, also während der Kanzlerschaft von Christian Kern, deutlich öfter zu Gast im ORF. Bereits damals lag die ÖVP laut "Addendum" aber knapp vor der SPÖ.

FPÖ ähnlich stark vertreten wie SPÖ

Die FPÖ war im vergangenen Jahr demnach im überwiegenden Teil der Sendungen ähnlich stark vertreten wie die SPÖ. Vor der Wahl 2017 sei die FPÖ unterrepräsentiert gewesen. Die einzige Sendung, in der die FPÖ vor der Wahl 2019 deutlich hinter der SPÖ lag, war das Ö1-"Morgenjournal", wo die Freiheitlichen auf einen nur auf einen halb so hohen Anteil wie die Sozialdemokraten kamen. Über 73 Prozent der FPÖ-Studiogäste waren übrigens bei Armin Wolf zu Gast – trotz des bekannt angespannten Verhältnisses zwischen der Partei und dem "ZiB 2"-Anchorman.

"Im Zentrum" ist laut "Addendum" politisch am ausgeglichensten. Das gelte sowohl für das Jahr vor der Wahl 2019 als auch 2017. Im Unterschied zu anderen Formaten kommen bei "Im Zentrum" jeden Sonntag vier bis fünf Gäste in die Sendung, was einer bessere parteipolitischen Ausgewogenheit entgegenkommt.

Geringer Frauenanteil

Eine Gemeinsamkeit aller politischen Sendungen ist, dass Frauen nur einen sehr kleinen Anteil unter den Studiogästen bilden. Am höchsten ist der Frauenanteil in der Sendung "Im Zentrum" mit rund 37 Prozent im Jahr 2019, gefolgt vom "Morgenjournal", "ZiB 2" und "Journal zu Gast" mit einem Frauenanteil zwischen 20 und 25 Prozent.

Untersucht wurden die TV-Formate "Im Zentrum" und "Zeit im Bild 2" auf ORF 2 sowie die Ö1-Radiosendungen "Morgenjournal" und "Journal zu Gast", jeweils im Jahr vor der Nationalratswahl 2017 und 2019. Insgesamt wurden von "Addendum" 1.872 Auftritte von Studiogästen unter die Lupe genommen. (red, 14.10.2019)