Nasse Hände, fistelnde Stimme, Nervenflattern, das ist die größte Respektsbekundung, die man einem Auto vorm Einsteigen machen kann. Und am Autodromo International do Algarve war die Schlange vor der Toilette länger als jene vor der Schlüsselausgabe, nur damit Sie ein Bild haben.

Der BMW M8 Competition hat 625 PS und zwei M-Knöpfe am Lenkrad. Natürlich drückt man da drauf. Aber wundern braucht man sich dann nicht, wenn es heftig wird.
Foto: BMW
Grafik: der Standard

In der Boxengasse standen, völlig ungerührt, ein paar BMW M8 – nicht die normalen, die 600 PS starken. M8 Competition. Sie haben noch einmal 25 PS mehr, sind noch schneller auf hundert und leeren um mehr als 20.000 Euro extra das Konto noch effizienter.

Gut möglich, dass die Anreise im BMW M850i Gran Coupé über die Berge die Nervosität potenzierte – es gibt den 8er nun auch als viertüriges Coupé. Das kostet mit dem 530 PS starken Benziner 143.250 Euro und geht mehr als gut. Aber der M8 ist da noch einmal eine andere Nummer.

Was die Sache jetzt auch nicht leichter macht, ist, dass der Algarvenrundkurs nicht grad mit einem Ringelspiel im Prater vergleichbar ist. Da verstecken sich die Brems- und Einlenkpunkte gern hinter Kuppen, was aber nur von der g'feixten Kurve danach ablenken soll. Und wenn du vor dir einen recht kundigen DTM-Fahrer hast, dann versuchst du natürlich dranzubleiben. Das geht halt nicht im Comfort-Modus. Da fährt der Ehrgeiz irgendwann über den Respekt drüber, und du drückst die M1-Taste am Lenkrad. Der M8 spannt sich an, nur die Traktionskontrolle gibt deutlich nach.

Das Cockpit des M8, mit den zwei roten M-Knöpfen am Lenkrad.
Foto: BMW

Gehen wir davon aus, dass der DTM-Fahrer kein Nervenproblem hat. Vermutlich telefoniert er gleichzeitig über die Freisprech mit der Oma, während unser M8 schon den einen oder anderen Rutscher mit schwarzen Strichen im Asphalt markiert. Sie wollen also spielen. Können sie haben.

M2. Auch den Knopf gibt es am Lenkrad. Dann ist es aber vorbei mit dem Schmähführen. Sogar das Display in der Mittelkonsole schaltet ab. Kein Bild, kein Ton, der ablenkt. Gleichzeitig verabschiedet sich auch die Traktionskontrolle, und die 625 PS teilen sich mit den 750 Newtonmetern Drehmoment den Grip der aufgewärmten Michelins auf. Was nicht immer so gut geht, wenn man grobmotorisch das Gaspedal bedient. Aber der M8 ist uns gnädig. Herrlich kontrollierbar arbeitet sich das Heck an den Kurvenausgang, als wollte er fragen: "Darf's a bisserl quer sein?" Es darf – gerne. Und dann schaust du auf einmal nach der Kuppe in die blendenden DTM-Bremslichter, weil du vor Juchee wieder die Strecke vergessen hast. Zum Glück bleibt das ABS auch im M2-Modus aktiv.

Im Modus M2 schaltet das Display in der Mittelkonsole vollständig ab. Ach ja, und die Traktionskontrolle auch.
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Nach der vierten Runde war es dann genug. Nicht weil der Bremspunkt im M8 auch nur einen Millimeter nachgegeben hätte – nein. Aber mit weichen Knien ist es trotzdem schwer, hart zu bremsen. (Guido Gluschitsch, 28.10.2019)