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Hat sich Ihr Blick auf Woody Allens Werk verändert?
Foto: AP Photo/Luca Bruno

"A Rainy Day in New York", so heißt der neue Woody-Allen-Film, der aktuell in den Kinos zu sehen ist. Doch fast mehr als über den Inhalt des Films wird über den kontroversen Regisseur diskutiert. Keine Rezension ohne Hinweis auf die durch seine Adoptivtochter geäußerten Missbrauchsvorwürfe, zumal sich auch zahlreiche Schauspieler aus dem aktuellen Film öffentlich vom Regisseur distanziert haben. Werk und Person zu trennen wird im Fall Allen zunehmend schwerer – obwohl die Vorwürfe bereits seit fast 30 Jahren im Raum stehen.

Ähnlich in der Musik. Man geht tanzen, hat Spaß und ist ausgelassen – und dann beginnt ein Michael-Jackson-Song, und man weiß nicht so recht, ob man noch weitertanzen will. Zu präsent sind die Bilder aus der Doku "Leaving Neverland", zu nachhaltig haben sich die Vorwürfe eingebrannt – obwohl auch hier die Anschuldigungen keineswegs neu sind. Doch das Bewusstsein dafür hat sich seit der #MeToo-Bewegung geändert.

Cosby, Cellini, Zweig

Schwer problematische Künstler gibt es auch bei Film und Fernsehen. Bill Cosby gehört für viele untrennbar zu den Fernsehnachmittagen der Kindheit. Mittlerweile sitzt er jedoch im Gefängnis, mehr als 60 Frauen beschuldigten ihn sexueller Übergriffe. Roman Polanski, der wegen der Vergewaltigung einer Minderjährigen angeklagt wurde – und gegen den kürzlich erneut Vergewaltigungsvorwürfe erhoben wurden –, reist nicht mehr in die USA ein, da ihm sonst sofortige Festnahme droht. Dennoch dreht er bis heute von der Kritik gelobte Filme.

Stefan Zweig war ein Exhibitionist, Adolf Loos pädophil und Benvenuto Cellini, Schöpfer der berühmten Saliera, ein verurteilter Mörder. An ihrem Werk ändert das nichts. Doch es kann sehr wohl dessen Rezeption verändern und das Publikum, die Leserschaft mit unbequemen Fragen konfrontieren. Missachtet man die Opfer, verrät man eigene Prinzipien, wenn man "Rosemary's Baby" ansieht, zu "Thriller" tanzt oder über Wiederholungen der "Cosby Show" lacht? Wo verläuft die Grenze der eigenen Moral?

Wie trennen Sie Werk und Künstler?

Ist das überhaupt möglich? Ist es nötig? Wie hat sich Ihr Blick auf das Werk bestimmter Künstler verändert – hat es das überhaupt? Verzichten Sie mittlerweile auf bestimmte Filme, Bücher, Serien, Lieder? (aan, 9.12.2019)