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Bernd Wiesberger hat ein Küsschen übrig.

Foto: Giorgio Maiozzi/ANSA via AP

Wien/Rom – Bernd Wiesberger hat seinen "großartigen Sommer" mit dem dritten Saisonsieg getoppt.Der Triumph bei den hoch dotierten Italian Open in Rom katapultierte den Burgenländer nicht nur in der Weltrangliste auf einen Bestwert (22.), der seit kurzem 34-Jährige führt auch wieder die Race-Wertung in Europa an und ist als Zweiter einer von vier derzeit qualifizierten Europäern für den Ryder-Cup 2020.

Dass Wiesberger auch in der Olympia-Rangliste für die Spiele 2020 in Tokio praktisch Fixstarter ist, kommt fast nur als Nebeneffekt daher. Ein Jahr nach seiner schweren Handverletzung spielt Wiesberger jedenfalls so gut und erfolgreich wie noch nie. Aber nicht nur er sorgt für ein aktuelles Golf-Hoch in Rot-Weiß-Rot. Eine Woche davor hatte Christine Wolf ihren ersten Sieg auf der Ladies European Tour gefeiert, in Rom glänzte auch Matthias Schwab als Vierter in einem Rolex-Event. Zu guter Letzt steuerte auch Sepp Straka bei seinem ersten Saison-Cut auf der US-PGA-Tour mit Platz vier ein weiteres Top-Ergebnis bei.

Mit 286.875 Dollar fuhr Straka in Houston ebenso sein größtes Karriere-Preisgeld ein wie Schwab mit den 269.972 Euro in Rom. Über dem allen stand aber Wiesberger mit seinen 1,060 Mio. Euro, die den nun zweifachen Rolex-Champion und siebenfachen Gewinner auf der Europa-Tour im Karriere-Einkommen auf fast 13,7 Mio. Euro brachten. Dabei stehen die "fetten" Saison-Finalturniere noch aus.

"Es ist unfassbar, was da gerade abgeht", freute sich auch Nikolaus Zitny mit den erfolgreichen Golfern aus Österreich mit. Der ehemalige Profispieler und nunmehrige ÖGV-Sportdirektor weiß, dass derartige Erfolge nicht zufällig kommen. "In Sportarten gibt es immer wieder Wellenbewegungen. Wir haben gerade das Glück, dass wir gleich mehrere Ausnahmesportler haben. Was da geleistet wird in einer Sportart, die von über 60 Millionen Menschen in fast 150 Ländern betrieben wird, ist großartig und vor allem der Verdienst der Spieler", meinte Zitny. Dass Wiesberger nach seiner Verletzung wieder so da stehe, sei ganz wunderbar. "Aber auch Matthias Schwab hat in seinem erst zweiten Jahr eigentlich eine Traumsaison, in der nur noch der Sieg fehlt."

Programm wird gestrafft

Wiesberger selbst kehrte aufgrund der zahlreichen Verpflichtungen eines Turniersiegers aus der "Ewigen Stadt" erst Montag gegen 3 Uhr früh zurück nach Wien und das auch nur dank eines kurzfristig organisierten Privatfluges. Der nun in Bad Tatzmannsdorf lebende Oberwarter kann seinen neuerlichen Triumph etwas auskosten. Er ist gerade spielfrei und greift erst Ende Oktober beim WGC-Event in Shanghai wieder ein, ehe die Finalserie der Europa-Tour beginnt.

Und dort winkt dem Österreicher dann womöglich der ganz große "Zahltag", denn am Ende der dreiteiligen Rolex-Finalserie in der Türkei, in Südafrika und Dubai geht es um Rekord-Preisgeld und auch den mit 2 Mio. Dollar dotierten Gewinn des mit 5 Mio. Dollar schweren Bonus-Pools. Aber Wiesberger geht es vorrangig ums Golf und da ist er nach seiner langen Verletzungspause so erfolgreich wie nie.

Das wirkt sich schon auf 2020 aus. Weil der Burgenländer aufgrund seiner Top-Rankings wieder alle Majors sowie WGC- und Rolex-Events spielen kann, wird das Turnierprogramm im nächsten Jahr etwas gestrafft. Denn zu diesen Preisgeld-Top-Events kommt auch noch das Olympia-Turnier in Tokio und womöglich kommt es im September in den USA (Kohler/Wisconsin) endlich zur Ryder-Cup-Premiere eines Österreichers.

Schmaler Grat

Wie dünn die Linie zwischen Triumph und Enttäuschung im Profisport ist, hat Wiesberger nicht nur im Vorjahr durch seine Verletzung erlebt. In Rom knöchelte der Österreicher gleich in der Anfangsphase des Turniers so stark um, dass sein geschwollener Fuß täglich behandelt werden musste. Hätte es das linke Bein erwischt, wäre vermutlich auch die Therapie vergebens gewesen.

Bei der Siegerehrung waren Schmerzen und Zweifel aber rasch vergessen. "Es war ein großartiger Sommer für mich," sagte Wiesberger in Italien und verwies dabei nochmals auf seine Verletzung. "Ich habe große Fortschritte gemacht, seit ich letztes Jahr zurückgekommen bin. Ich weiß noch gut, wie hart es war, an diesen großartigen Events nicht teilnehmen zu können", erinnerte der Österreicher. "Jetzt habe ich drei Mal gewonnen und ich habe jedes einzelne Mal genossen." (APA; 14.10.2019)