Es ist schon verzwickt: Da gibt es jetzt die Elektroautos, die das Problem mit dem Verkehrslärm vor allem in Städten deutlich herabsetzen könnten, weil sie bei niedrigen Geschwindigkeiten fast geräuschlos fahren, doch das ist auch nicht unproblematisch. Denn wir sind es nicht gewöhnt, dass ein Auto lautlos dahersaust, und es gilt auf jeden Fall, auch auf Menschen Rücksicht zu nehmen, die auf akustische Wahrnehmungen angewiesen sind, etwa bei eingeschränktem Sehvermögen.

E-Autos machen bei Geschwindigkeiten unter 20 km/h nun ein künstliches Geräusch.
Foto: Porsche

Deshalb schreibt die EU jetzt auch vor, dass Elektroautos unter 20 km/h ein künstliches Geräusch von sich geben müssen, darüber sind ohnehin schon die Rollgeräusche dominant (Acoustic Vehicle Alerting System, kurz AVAS) – ein weiteres Getute und Gepiepse im öffentlichen Raum.

Sounddesign

Das Mindeste, was Autohersteller nun machen können, wäre, ihrem Auto einen einigermaßen umweltverträglichen Sound zu verpassen. Der Begriff Sounddesign wird ja ohnehin bei vielen Gelegenheiten strapaziert. Der individuelle Sound eines Elektroautos könnte sogar die Markenidentität stärken, oder der Hersteller könnte verschiedene Sounds zur Auswahl programmieren wie bei Klingeltönen (die wohlklingenden gegen Aufpreis?).

Früher hatten die Autos ja auch ihren charakteristischen Klang, man erinnere sich nur an den Boxermotor des VW Käfer. Mit etwas Sachkenntnis konnte man sogar einen Ford Escort von einem Opel Kadett blind unterscheiden.

Ein Risiko aufgrund der Geräuschlosigkeit ergibt sich bei Elektroautos auch in Kombination mit dem enormen Beschleunigungsvermögen aus dem Stand heraus. Verbrennungsmotoren brüllen auf, wenn man sie fordert – man kann als unschuldiger Passant im Notfall wenigstens auf die Seite springen. (Rudolf Skarics, 28.10.2019)