Tolle Überraschung: Klarinettist Rolf Kühn kommt nach Salzburg.

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Es gibt Festivals – und Jazz & The City gehört eindeutig dazu –, da gilt es für den interessierten Besucher nicht den Überblick zu verlieren. Die Salzburger Reihe flutet die Mozart-Stadt zwischen 16. und 20. Oktober mit einer Vielzahl an internationalen und hiesigen Formationen – und dies an unzähligen Locations. Bekannte Namen der improvisierenden heimischen Szene wie Saxofonist Christoph Pepe Auer (stellt CD White Noise vor), Instrumentalkollege Fabian Rucker (im Quintett) oder der umtriebige Drummer Lukas König sind dabei. Letzterer auch bei den "Blind Dates". Dabei handelt es sich um Termine, die nur eine Vorgabe haben: Es dürfen nur MusikerInnen zusammenspielen, die zuvor noch nie miteinander ein Konzert gegeben haben.

Pop-up per Push-Nachricht

Interessant ist auch die Form der Pop-up-Konzerte. Diese werden – im Sinne der Spontaneität – jeweils nur zwei bis drei Stunden vor Beginn per Push-Benachrichtigung über eine App angesagt. So pulsiert also die ganze Stadt, es tönt an alle Ecken und Enden wie auch in vielen Beiseln. Es wäre somit möglich, sogar einen Veteranen des europäischen Jazz zu übersehen – also Rolf Kühn, den älteren Bruder des Meisterpianisten Joachim Kühn. Der Klarinettist hat am 29. September seinen 90. Geburtstag gefeiert und ist nach wie vor gerne und viel unterwegs. Nach Salzburg reist er mit jungem Quartett an.

Sein prägnanter, intellektuell ausgefeilter Stil ist eine erfrischende Mixtur aus Pointiertheit, klanglicher Flexibilität und Gelassenheit. Auch mit wenigen Noten lässt sich ja alles sagen, falls man denn etwas zu sagen hat. Rolf Kühn, der in seiner US-Zeit auch einige Jahre in der Band von Klarinettist Benny Goodman gespielt hat, wird u. a. Joni Mitchells Both Sides Now deuten wie auch den Klassiker Body And Soul und eigenwillige Eigenkompositionen (19. 10., 21.00, Universität Mozarteum, Solitär). Zu erwarten ist alles – außer Belanglosigkeit. (toš, 14.10.19)