Nüchtern betrachtet ist der Porsche Cayenne Coupé Turbo eine wilde Promenadenmischung. Er ist Sport- und Geländewagen in einem. Letzteres dürfte zumindest der Hersteller mit angedacht haben, als er Wattiefe (530 mm), Rampenwinkel (21,3 Grad) und die unterschiedlichen Bodenfreiheiten, je nach Druck in der Luftfederung, angegeben hat (190 bis 245 mm). In Wahrheit ist er natürlich ein SUV. Ein ganz besonderer zwar, aber eben irgendwie doch dem Offroader nahe, nur viel tiefer gelegt.

Zierlich sind am Porsche Cayenne Coupé Turbo am ehesten die Nähte im Leder und die Spaltmaße. Sonst steht er für den imposanten Auftritt, gleichzeitig sportlich und elegant.
Foto: Guido Gluschitsch
Grafik: der Standard

Typisch SUV ist auch der großzügige Umgang mit dem Raum. Nur hinten erlaubt sich Porsche, mit der Coupé-Form das Praktische wieder hinter dem Sportlichen anzustellen. Für ausreichend Luxus bleibt innen aber dennoch Platz. Das Spartanische, wie in den besten Sportwagen der Marke, sucht man hier aber vergebens – was aber ohnedies niemand macht. Stattdessen freuen sich potenzielle Kunden wohl an der perfekt installierten digitalen Welt in dem Sportler-Cockpit.

Das Cockpit des Cayenne Coupé ist eher das eines Sportwagens, weniger das eines gewöhnlichen SUV.
Foto: Guido Gluschitsch

Beschleunigungsrenner

Doch, doch, Sportwagen darf man schon sagen, bei 550 PS aus dem aufgeladenen vier Liter großen Achtzylinder. Das sind natürlich ganz andere Nummern als im Cayman, dem wohl sportlichsten Alltags-Porsche derzeit. Aber der Cayenne Turbo muss auch fast 2,3 Tonnen beeindruckend beschleunigen. Das schafft er in unter vier Sekunden. Hierfür braucht der nackerte Cayman eine Sekunde länger. Trotzdem wird er spätestens am Kurvenausgang die Nase deutlich vorn haben.

Denn von der Fahrdynamik her erinnert der Turbo Cayenne an manches E-Auto. Starker Antritt, Mörder-Drehmoment, nur Kurven sind halt nicht so die große Leidenschaft. Das liegt beim Porsche aber am Gewicht und nicht an einem miesen Fahrwerk und brettelharten Reifen. Vielmehr ist es sogar eine physikalische Sensation, wie leicht sich der dicke Cayenne bewegen lässt. Da verbringt das Luftfahrwerk wahre Wunder. Die Rennstrecke zählt dennoch nicht zum Metier dieses Autos. Wer einen Porsche-SUV zum Bolzen braucht, ist mit dem Macan besser bedient. Obwohl stimmt, dass das SUV-Thema für eingefleischte Porsche-Fans so gar nicht zur Marke passt. Dafür passt es hervorragend zu den Kunden, die greifen nämlich gerne zu, auch trotz des hohen Preises – oder vielleicht auch deswegen. Man kann zeigen, was man hat.

Trotz der knackigen Dachlinie, kann man in der zweiten Reihe kommod sitzen.
Foto: Guido Gluschitsch

Wer dann obendrauf noch seine Liebe zu alternativen Antrieben beweisen möchte, wird beim Cayenne Coupé ebenfalls fündig. Der Turbo-Plug-in-Hybrid ist noch schneller auf 100 km/h, hat mit 680 PS mehr Leistung und kostet ab 179.841 Euro sogar noch ein Alzerl weniger – ist aber trotzdem nichts für magere Sparfüchse. (Guido Gluschitsch, 21.10.2019)