Stramme Türken in Paris.

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Paris – Nationalspieler der Türkei haben beim 1:1 gegen Frankreich in der EM-Qualifikation am Montag erneut ihre Unterstützung für die Politik von Präsident Recep Tayyip Erdogan gezeigt. Nach dem Ausgleichstreffer von Kaan Ayhan (82.) salutierten einige Spieler der Gäste demonstrativ. Die Uefa hatte nach der schon im Spiel gegen Albanien gezeigten Geste eine Untersuchung eingeleitet.

Teamchef Senol Günes wollte der Szene nicht viel Bedeutung zumessen. "Wir handeln in gutem Glauben, es geht darum, unsere Soldaten zu unterstützen", sagte er. Es gehe nicht darum, Zivilisten zu töten, sondern Gewalt gegen türkische Bürger zu verhindern. Die Türkei führt derzeit eine Militäroffensive gegen die Kurdenmiliz YPG in Nordsyrien durch, die international scharf kritisiert wird.

Frankreichs Außenminister kam nicht

Innerhalb der türkischen Mannschaft gehen die Meinungen über den kontroversen Jubel offenbar auseinander. So beteiligte sich Torschütze Ayhan im Gegensatz zum Großteil seiner Teamkollegen nicht. Nach dem 1:0-Sieg gegen Albanien hatte der Düsseldorf-Profi den Militärgruß noch gezeigt. Fortunas Sportvorstand Lutz Pfannenstiel hatte danach das Gespräch mit Ayhan gesucht.

Das Hochsicherheitsspiel in Saint-Denis hatte unter besonderen Vorzeichen begonnen. Frankreichs Außenminister Jean-Yves Le Drian hatte vor dem Hintergrund der türkischen Militäroffensive seine Teilnahme abgesagt. Unter den 78.000 Zuschauern befanden sich nicht nur im mit 3.800 Fans prall gefüllten Auswärtssektor viele türkische Anhänger. Die Partie verlief aber weitgehend ruhig. Als im Finish ein Banner mit einem prokurdischen Statement ("Hört auf, Kurden zu massakrieren") enthüllt wurde, reagierten die Ordner schnell und entfernten es. Das Regelwerk der Uefa verbietet politische Äußerungen in Stadien.

Aufregung auch in Italien

Auch in Italien hat der militärische Gruß einiger türkischer Nationalspieler für Aufregung gesorgt. Bei Rekordmeister Juventus Turin geriet der Verteidiger Merih Demiral in die Schlagzeilen. Angeblich wollte er nach dem 1:1-Ausgleich beim EM-Qualifikationsspiel in Frankreich den Düsseldorfer Bundesliga-Profi Kaan Ayhan zum Salutieren animieren.

Auf Twitter hatte Demiral zuvor zudem geschrieben: "Die Mission der Türkei ist, einen Terrorkorridor an unserer südlichen Grenze zu verhindern und zwei Millionen Syrer in eine Sicherheitszone umzusiedeln." Juve äußerte sich dazu nicht. "Wir kommentieren dieses Thema nicht", sagte eine Klubsprecherin am Dienstag.

Auch bei der AS Roma gab es einen Fall: Der Spieler Cengiz Ünder twitterte am 11. Oktober vor dem Spiel Türkei – Albanien ein Foto von sich, auf dem er im Roma-Trikot die Hand zum Gruß an die Stirn hält. Darüber stehen lediglich drei türkische Flaggen. Der Serie-A-Klub äußerte sich dazu bisher nicht. Vermutet wird unter anderem, weil Ende November ein Auswärtsspiel in Istanbul ansteht und weil die Türkei ein wichtiger Markt ist.

Weltmeister hat EM-Ticket nicht fix

Durch das Remis in Paris verpassten die Franzosen, die durch Olivier Giroud (76.) in Führung gegangen waren, die vorzeitige Qualifikation für die paneuropäische EM 2020. Der Weltmeister und die Türkei liegen in der Gruppe H an Punkten weiter gleichauf, die Türken sind nach dem 2:0 im Hinspiel aufgrund der direkten Duelle voran. Vier Zähler hinter dem Duo rangiert Island.

"Wir haben alles versucht, um dieses Spiel zu gewinnen. So müssen wir den Job im November beenden", sagte Didier Deschamps, der mangelnde Effizienz beklagte. Frankreichs Trainer musste auch in Saint-Denis auf den verletzten Stürmer Kylian Mbappe verzichten. Auf die Bleus wartet nun ein Heimspiel gegen Moldau, die Türkei empfängt ebenfalls zu Hause Island. (APA, 15.10.2019)