Brot & Sterne – Tales of Wanderlust

Das Trio Brot & Sterne steht für entschleunigtes Musizieren, dem gehörige Spannung innewohnt. Der Widerspruch, der keiner ist, kann leicht aufgelöst werden. Trompeter Franz Hautzinger, Drehleierspieler Matthias Loibner und Percussionist Peter Rosmanith lassen auf Tales of Wanderlust (Traumton) malerische Klanglandschaften entstehen, die sie mithilfe individueller, bisweilen epischer Statements "durchbrechen". So entsteht eine Reise durch Gärten individueller Zugänge zu Sound und Improvisation. Alle Statements halten sich allerdings an die quasi poetische Atmosphäre, was eine Art bewegte Ruhe ergibt.

Sketchbook Orchestra – Ungatz

Schön, wenn eine Großformation ihre Individualisten produktiv einsetzt und das Kollektiv nicht uniform klingt wie etwa eine große Gitarre. Also: Das Sketchbook Orchestra zeigt auf Ungatz (Edition Ö1) alle Symptome einer smart und überraschend komponierenden Handschrift, die mit der Vielfalt an Stimmen (es sind 13 Musikerinnen und Musiker) umzugehen weiß. Was Leonhard Skorupa ersonnen hat, besticht durch Drive und originelle Brüche desselben. Hier spannende Wendung, dort aufgeladene Soli (unter anderem von Saxofonist Wolfgang Puschnig): Hier gelingt die Balance – auch jene zwischen Komposition und Spontaneität.

Jacky Terrasson – 53

Er beginnt gerne "brav", stellt die Themen quasi "normal" vor. In den Soli wird Pianist Jacky Terrasson allerdings auf interessante Art und Weise exzentrisch. Irrwitzige Linien durchkreuzen das harmonische Gerüst, widerborstige Akkorde stellen sich quer zur Stimmung. Bei Balladen geht es Terrasson scheinbar gemütlich an. Es ist allerdings nur eine Art Luftholen; plötzlich knallt der Virtuose eine verrückte Wendung rein. Konvention ist also nur ein Haus, das aufgebaut wird, um abgerissen zu werden. Das Lacrimosa aus Mozarts Requiem wird auf 53 jedoch vom 53-Jährigen behutsam erweckt. (Ljubiša Tošić, 15.10.2019)