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Joe und Hunter Biden bei einem gemeinsamen Auftritt 2010.

Foto: Reuters / Jonathan Ernst

Washington – Der Sohn des demokratischen Präsidentschaftsanwärters Joe Biden, Hunter Biden, hat sich erstmals zur Ukraine-Affäre um US-Präsident Donald Trump zu Wort gemeldet, in deren Zentrum auch er steht. Er bestreitet laut einer Vorabmeldung der "New York Times" in einem Interview mit dem TV-Sender ABC, dass es rund um sein Engagement für die ukrainische Gasfirma Burisma ethische Probleme gegeben habe.

Trump hatte ja mehrfach behauptet, Joe Biden habe sich als US-Vizepräsident 2016 in Justizangelegenheiten der Ukraine eingemischt, um seinem Sohn Korruptionsermittlungen zu ersparen. Weil Trump außerdem Steuergeld und andere Mittel seines Amtes genutzt haben soll, um die Ukraine zu Ermittlungen gegen seinen möglichen Konkurrenten Biden zu drängen, wird nun vom US-Repräsentantenhaus gegen ihn ermittelt.

Trumps Vorwürfe bezeichnet Hunter Biden im Interview mit ABC, das in voller Länge erst in der Nacht auf Mittwoch ausgestrahlt wird, als "lächerlich". Dass er mit seinem Engagement bei Burisma allerdings im politischen Sinn "einen Fehler" gemacht hat, hält er für möglich. "Ich hatte nicht in Erwägung gezogen, dass es (Menschen wie Trump-Anwalt, Anm.) Rudy Giuliani oder einen Präsidenten Trump geben würde, die sich lächerliche Verschwörungstheorien anhören", so Biden. Mittlerweile habe er beschlossen, keine weiteren Engagements bei ausländischen Firmen mehr anzunehmen, und das auch nicht mehr zu tun, "wenn Papa Präsident wird", so der 49-Jährige.

Keine Gespräche mit dem Vater

Dass er den Job wegen seines Nachnamens erhalten hatte, hält Biden freilich für möglich. Das sei aber nicht ungewöhnlich. "Ich glaube nicht, dass viele Dinge in meinem Leben passiert wären, wenn mein Nachname nicht Biden wäre", sagte er.

Nachdem er monatelang zu Korruptionsvorwürfen geschwiegen hatte, war Hunter Biden schon am Sonntag über einen Anwalt an die Öffentlichkeit gegangen. Er teilte mit, dass er zum 31. Oktober aus dem Vorstand des chinesischen Unternehmens BHR ausscheide. Auch in diesem Fall hatte Trump den Bidens Ungereimtheiten unterstellt. "Hunter hat seine Geschäfte unabhängig ausgeübt", erklärte sein Anwalt George Mesires in einer schriftlichen Mitteilung. "Er hielt es nicht für angebracht, sie mit seinem Vater zu besprechen – und er tat das auch nicht." Bereits im April hatte Hunter Biden sein Engagement bei Burisma nach fünf Jahren beendet.

Joe Biden gilt noch immer als Spitzenreiter im Feld der demokratischen Präsidentschaftsbewerber. Seine Umfragedaten sind trotz der Vorwürfe Trumps bisher kaum zurückgegangen. Allerdings hat seine Konkurrentin Elizabeth Warren in den letzten Wochen konstant an Zustimmung gewonnen. Sie liegt nun gleichauf mit Biden, in einigen landesweiten Erhebungen hat sie ihn bereits überholt. In den Bundesstaaten Iowa und New Hampshire, wo im Februar 2020 die ersten Vorentscheidungen fallen, liegt sie seit geraumer Zeit voran. Biden und Warren werden in der Nacht auf Mittwoch auch in einer weiteren TV-Debatte der demokratischen Bewerber aufeinandertreffen. (mesc, 15.10.2019)