Viele Frauen und Mädchen werfen ihre Tampons oder Binden noch immer ins Klo.

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Rund fünfhundertmal menstruiert eine Frau in ihrem Leben, und sie verliert dabei durchschnittlich 40 bis 65 Milliliter Blut – Blut und Schleimhaut, die in unseren Breiten ein enormes Müllproblem darstellen. Denn auch wenn die wiederverwendbare Menstruationstasse in die Regale der Drogerieketten Einzug gefunden hat: Weitaus häufiger greifen Frauen laut einer deutschen Erhebung nach wie vor zum Tampon, der nach wenigen Stunden vollgesogen im Müllkübel landet.

Die etablierten Hygieneprodukte Tampon, Binde und Slipeinlage belasten nicht nur den Geldbeutel menstruierender Frauen, sondern auch die Umwelt. So erfordert die Herstellung der Einwegprodukte fossile Rohstoffe; Pestizide und Bleichmittel sorgen ebenso wie die aufwendige Entsorgung für eine wenig umweltfreundliche Bilanz.

Plastik vs. Bio-Baumwolle

Binden und Tampons bestehen nicht nur aus Zellulose oder Baumwolle, sondern enthalten jede Menge Plastik. In den oft mehrfach verpackten Binden stecken rund vierzig Prozent rohölbasierte Kunststoffe, selbst Tampons weisen einen Plastikanteil von bis zu sechs Prozent auf. Wenn die entsorgten Binden schließlich auf der Mülldeponie landen, benötigen sie mehr als 500 Jahre, um zu verrotten.

Insgesamt 12.675 Binden oder Tampons können anfallen, wenn eine Frau 39 Jahre lang menstruiert – eine Abfallmenge von 152 Kilogramm, rechnet Lena Steger von der Umweltschutzorganisation Global 2000 vor. "Hier liegt also ein großes Potenzial, Ressourcen einzusparen, indem man auf umweltfreundlichere Alternativen umsteigt", so die Umweltexpertin.

Wer auf die Einweg-Hygieneartikel nicht verzichten möchte, findet Alternativen bei Anbietern ressourcenschonender Bio-Produkte. Zahlreiche junge Start-ups, die sich auf nachhaltige Hygieneartikel spezialisiert haben, vertreiben mittlerweile Tampons aus pestizidfreier Bio-Baumwolle ohne Kunststoffanteil. Diese sind so laut Angaben der Hersteller auch kompostierbar. Das umweltfreundliche Bio-Produkt hat allerdings seinen Preis: Während es für einen Verkaufspreis von vier bis fünf Euro 56 Tampons einer konventionellen Marke gibt, enthält die Bio-Packung lediglich 16 Stück.

Wesentlich günstiger – und obendrein noch umweltschonender – fallen wiederverwertbare Produkte wie die Menstruationstasse und waschbare Stoffbinden aus. Stoffbinden, wie sie schon vor Generationen verwenden wurden und die aktuell eine Renaissance erfahren, können nach dem Gebrauch kalt eingeweicht und in der Waschmaschine gewaschen werden – Kochwäsche ist dabei nicht nötig. Ergänzenden Schutz bieten Periodenslips, die das Blut ohne zusätzliche Einlage aufsagen und je nach Stärke der Blutung andere Produkte auch gänzlich ersetzen können.

Eine Tasse Blut

Menstruationstassen wiederum werden aus medizinischem Silikon hergestellt und sollen bei guter Pflege bis zu zehn Jahren wiederverwendbar sein. Dass die Tassen trotz farbenfrohen Designs und des Vertriebs durch Diskonter nach wie vor ein Dasein als Nischenprodukt fristen, dürfte dem schambesetzen Umgang mit der Periode geschuldet sein. Eine Kappe voll Blut in die Toilette zu entleeren und sie anschließend im Waschbecken – womöglich vor ZuseherInnen – auszuspülen, erfordert einen unverkrampften Umgang mit dem eigenen Menstruationsblut und klumpiger Gebärmutterschleimhaut.

Der ökologische Vorteil liegt indes auf der Hand. "Über das Leben gerechnet bedeutet die Verwendung von Menstruationstassen im Vergleich mit Binden nur 0,5 Prozent des Kunststoffabfalls", sagt Lisa Panhuber, Konsumexpertin bei Greenpeace Österreich. Menstruationstassen würden im Gegensatz zu Binden und Tampons außerdem wesentlich seltener als Müll in der Umwelt landen.

Bitte nicht spülen

Dass Binden, Tampons und Slipeinlagen nichts in der Kloschüssel verloren haben, sondern im Restmüll entsorgt werden müssen, darüber klärt aktuell eine Kampagne von Jugendplattformen des Nachhaltigkeitsministeriums und des Social Business "Erdbeerwoche" auf: "Wasser schützen – Mistkübel nützen", so das Motto der Initiative. Gebrauchte Hygieneartikel werden häufig über die Toilette entsorgt und können so Verstopfungen verursachen – die oftmals mit kostspielen Reparaturen verbunden sind. Denn Tampons lösen sich keineswegs auf, sondern saugen sich weiter mit Wasser voll.

Aber auch das Gemeinwesen belasten die falsch entsorgten Hygieneprodukte, weiß Tania Hlozek von Wien Kanal. "Wir schicken unsere MitarbeiterInnen in den Kindergarten und in die Schulen, um die Botschaft zu verbreiten: Das Klo ist kein Mistkübel", erzählt Hlozek. Müll, der über den Kanal in den Rechen der Kläranlagen landet, muss mit dem Lkw zur nächsten Müllverbrennungsanlage transportiert werden. Binden und Tampons würden sich in vollgesaugtem Zustand außerdem häufig in der Ausrüstung oder in Werkzeugen verfangen.

Wer während der Menstruation keinen blutigen Müll produzieren möchte, dem bleibt auch "Free Bleeding" als mehr oder weniger natürliche Option. Frei zu menstruieren ist allerdings nicht nur für berufstätige Frauen wenig praktikabel, sondern erfordert auch einiges an Anwenderinnengeschick. (Brigitte Theißl, 17.10.2019)