Banken zahlen Milliarden an Strafzinsen an die EZB. Immer mehr Institute wollen diese Kosten auf ihre Kunden abwälzen.

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Wien/Mailand – Vielen Banken brennt es längst unter den Nägeln. Im September hob die Europäische Zentralbank den Strafzins auf 0,5 Prozent an. Die EZB verlangt von Europas Geldhäusern seit fünf Jahren Zinsen für geparktes Geld. Seither lieferten die Banken über 21 Milliarden Euro in Frankfurt ab, wie eine Auswertung der Plattform Deposit Solutions berechnet. Immer mehr Finanzinstitute wollen diese Kosten in Form von Negativzinsen an ihre Kunden weitergeben.

In den meisten Fällen sind davon Unternehmen betroffen – in Deutschland etwa jedes dritte, wie eine aktuelle Umfrage ergab. Doch auch wohlhabende Privatkunden werden zunehmend zur Kassa gebeten. Nun will als erste Bank in Italien die Bank-Austria-Mutter Unicredit private Spareinlagen mit Negativzinsen belegen. Betroffen sind Kunden mit einem Vermögen von über einer Million Euro. Ähnliche Schritte haben bereits die Berliner Volksbank und die dänische Jyske Bank unternommen.

Ruf nach EZB-Vorgaben

Dass sich nur einzelne Banken aus der Deckung wagen, liegt auch an der Furcht, Kunden zu vertreiben. Unicredit-Chef Jean Pierre Mustier hatte vergangene Woche vorgeschlagen, dass die EZB die europäischen Geldhäuser auffordern sollte, Negativzinsen an ihre Kunden zu übertragen – auch an reiche Privatkunden. Geringe Spareinlagen sollten laut Mustier jedoch verschont bleiben.

Würden alle Banken Strafzinsen an Kunden weitergeben, hätte die EZB einen stärkeren Hebel, um die Kreditvergabe anzukurbeln, so die Idee. Schließlich wollen die Notenbanker mit ihren Maßnahmen die Kreditvergabe fördern, damit mehr investiert wird und letztlich die Preise steigen. Ganz nebenbei käme es Geldhäusern wie der Unicredit, die bereits Privatkunden im Visier haben, gelegen, dass sie nicht ungut aus der Reihe tanzen.

Österreichs Sparer bleiben verschont

In Österreich sind Negativzinsen auf privates Spargeld ausgeschlossen. Das wurde durch ein OGH-Urteil rechtlich abgesichert. Heimische Banken versuchen auf anderen Wegen die Belastung durch EZB-Strafzinsen an ihre Kunden weiterzugeben. In den letzten Jahren wurde daher mitunter kräftig am Spesenrad gedreht, wie Konsumentenschützer feststellen. Vor allem personalaufwändige Schalterdienstleistungen werden teurer. Für die Banken günstigeres Online-Banking soll dadurch attraktiver werden.

Obwohl einzelne Spesenerhöhungen manche Kunden, beispielsweise ältere Personen, die den Schalterkontakt bevorzugen, besonders treffen, sind die Gebühren der Banken insgesamt nicht allzu stark gestiegen. Laut Wifo-Experte Josef Baumgartner lagen die Preissteigerungen seit 2015 sogar unter der allgemeinen Inflation. Allerdings sei die Dynamik zuletzt gestiegen. (slp, 16.10.2019)