Buckelwale beim Völlern vor Alaska.

wikimedia, gemeinfrei

Wissen Sie, welche Spezies mit der (wörtlich übersetzten) wissenschaftlichen Bezeichnung "Riesenflügel von Neuengland" gemeint ist? Richtig, es handelt sich um den Buckelwal, lateinisch Megaptera novaeangliae. Der Grund für den poetischen Namen sind die bis zu fünf Meter langen, markant geformten Brustflossen des selbst "nur" bis zu 13 Meter langen Wals, die eindeutig überdimensioniert sind: Bei allen anderen Walarten ist das Verhältnis zwischen Länge und Brustflosse nämlich meist nur sieben zu eins.

Meeresbiologen machen sich seit langem Gedanken über die Funktion der "Riesenflügel", die auf langen Reisen durch die Meere eher ein Hindernis sind. Grundsätzlich geht die Forschung davon aus, dass die überlangen Fortsätze beim Manövrieren im seichten Wasser und auch bei der Nahrungssuche helfen dürften. Und Letzteres konnte nun von der Doktorandin Madison Kosma (Universität Fairbanks in Alaska) gefilmt und im Detail analysiert werden.

Wissenschaftliche Premiere

Kosma war bereits vor einigen Jahren aufgefallen, dass Buckelwale in unmittelbarer Nähe der Küste im Südosten Alaskas mit ihren Brustflossen einigermaßen wild um sich schlugen, konnte sich aber buchstäblich kein Bild von diesem seltsamen Verhalten machen. Schließlich besorgte sich Kosma eine Drohne, um das in jeder Hinsicht turbulente Geschehen von oben zu filmen – und konnte damit eine wissenschaftliche Premiere liefern.

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Die Clips zeigen erstmals anschaulich zwei raffinierte Jagdmanöver der Buckelwale, die sich vor allem von Krill und kleinen Fischen ernähren. Im ersten Schritt umkreisen die Buckelwale Fisch- oder Krillschwärme und stoßen dabei heftig Luft aus. Die Beutetiere sind damit in einem Vorhang aus Luftbläschen praktisch eingeschlossen und könnte auch kaum etwas sehen.

Diese Jagdtechnik ist wissenschaftlich gut untersucht und dokumentiert. Neu sind aber die Aufnahmen des zweiten Manövers: Innerhalb des Bläschenvorhangs erzeugen die Wale mit heftigen Bewegungen der Brustflossen Strömungen, die das Futter in die Gegend des riesigen Walmauls dirigieren– et voilà. Bewegungssensoren, die an den Walen angebracht waren, lieferten zusätzliches Datenmaterial, das bei der Interpretation der Filmaufnahmen half.

Meeresbiologisches "Bingo!"

Mit einem schlichten "Bingo!" kommentiert Richard Connor die Studie. Laut dem Meeresbiologen der University of Massachusetts in Dartmouth, der nicht an der Studie beteiligt war, hätten Forscher seit 90 Jahren den Verdacht, dass Buckelwale ihre langen Flossen zum Fischfang benutzen. Mit dem neuen Filmmaterial gebe es nun endlich einen soliden Beweis dafür.

Bereits im Vorjahr beschrieben Meeresbiologen einen weiteren Fischfangtrick der Buckelwale, der ebenfalls filmisch dokumentiert wurde. Die Wale, die bis zu 2.500 Kilo Fisch täglich fressen können, öffnen einfach ihr riesiges Maul, während sie senkrecht unter der Wasseroberfläche "stehen". Dann warten sie, bis sich die Beute in der Falle angesammelt hat – und: "Bingo!" (tasch, 16.10.2019)

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