Eines von sehr vielen Wohnprojekten, die 2020 in Wien übergeben werden: In der Lorystraße in Simmering errichtet Premium Immobilien 40 Eigentums- und Vorsorgewohnungen. Im September fand die Dachgleiche statt.

Foto: Premium Immobilien

Der Wohnbau in Wien boomt seit einigen Jahren. 2017 war das Jahr mit den bisher meisten Baubewilligungen. 2020 dürfte es damit nun auch zu einem Peak bei den Fertigstellungen kommen. Mit 5000 Eigentumswohnungen, 3700 freifinanzierten Mietwohnungen und 6600 geförderten Wohnungen werden im kommenden Jahr so viele Wohneinheiten fertig wie noch nie – und voraussichtlich auch viel mehr, als jährlich Haushalte in Wien neu gegründet werden.

Man nähere sich damit also "mit affenartiger Geschwindigkeit" dem Zeitpunkt, ab dem es ausreichend Wohnungsangebot in Wien gibt, verkündete Michael Pisecky, Obmann der Wiener Immobilientreuhänder – auch inklusive drei bis vier Prozent Leerstandsrate, die nötig wären.

Neue Projekt-Datenbank

Die Daten entstammen einer aktuellen Studie der Wiener Wirtschaftskammer, die auf Basis einer Datenbank der Plattform Exploreal erstellt wurde. Erfasst wurden dafür Bauträgerprojekte ab fünf Wohnungen, als Quellen wurden u.a. Berichte in Fachmedien und die jeweiligen Bauträger herangezogen. "Und wir sind Wien auch selbst mit unserem Fahrrad abgefahren, um Projekte zu suchen", so Alexander Bosak, Co-Geschäftsführer von Exploreal. Damit sei es erstmalig gelungen, die aktuelle Neubau-Situation in Wien detailliert darzustellen, freute sich die versammelte Branche.

Aus der Studie geht auch hervor, dass die durchschnittliche Neubauwohnung, die in Wien aktuell zu haben ist, 66 Quadratmeter groß ist und über eine 24 Quadratmeter große Freifläche verfügt.

Immer mehr Mietwohnungen

Besonders auffallend: Der Fokus liegt zunehmend auf Mietwohnungen statt auf Eigentumswohnungen, da internationale Investoren zunehmend ganze Projekte aufkaufen und als Mietwohnungen auf den Markt bringen.

Grund zur Sorge bestehe angesichts dieses Überangebots laut Michael Pisecky nicht. Nach 2020 werde sich die Bauleistung wieder dem Bedarf annähern müssen. Einzig mit dem steigenden Anteil der Mietwohnungen hat Pisecky keine rechte Freude: "Tendenziell werden wir fast einen zu großen Anteil an Mietwohnungen in den Flächenbezirken haben."

Dabei, so betonte Bauträgersprecher Hans Jörg Ulreich, gäbe es in den inneren Bezirken viel Potenzial zur Nachverdichtung, was auch aus ökologischen Gründen sinnvoll sei. Und nicht nur deshalb: "Die meisten Leute wollen nicht in Transdanubien wohnen", war sich Ulreich sicher.

Über 600.000 Euro wird der Verkauf schwierig

Was die WKÖ-Studie noch zeigt: Wenig verwunderlich gibt es die meiste Nachfrage bei Wohnungen, die bis zu 300.000 Euro kosten bzw. zwischen 50 und 90 Quadratmeter groß sind. Diese werden mehrheitlich innerhalb eines Jahres verkauft. Wohnungen um mehr als 600.000 Euro brauchen zwei Jahre, um einen Käufer zu finden.

Die Spanne zwischen Angebotspreis und tatsächlich erzieltem Verkaufspreis ist laut Bosak mit 1,1 bis 1,3 Prozent sehr gering: "Es zahlt sich also nicht aus, auf günstigere Preise bei den letzten zwei bis drei Wohnungen in einem Projekt zu hoffen."

Bemühungen, Daten zum Wohnungsbestand und –neubau von den Bundesländern einzusammeln, sind in der Vergangenheit laut Pisecky gescheitert. Nun will man bei der Wirtschaftskammer nach und nach entsprechende Zahlen auch für den Rest des Landes erheben. (zof, 16.10.2019)