Ex-Innenminister Herbert Kickl ziert das Cover der "Neuen Aula".

Screenshot: Neue Aula

Wien – Die im vergangenen Jahr eingestellte rechtsextreme Zeitschrift "Aula" ist zurück. Unter dem Namen "Neue Aula" überschreitet das Magazin erneut Grenzen. So schreiben die alten Autoren über "die Verfolgten des NS-Verbotsgesetzes" und stellen Angela Merkel auf eine Stufe mit Hitler und Stalin, wie das Ö1-"Morgenjournal" am Donnerstag berichtete. Gemacht wird die "Neue Aula" laut dem Radiobericht von zwei FPÖ-Funktionären. Der Sprecher von FPÖ-Chef Norbert Hofer behauptet, man habe mit dem neuen Blatt nichts zu tun.

Kickl am Cover

Beworben wird die "Neue Aula" auf ihrer Website mit dem Slogan "Politisch unkorrekt Monat für Monat!". Das Monatsmagazin beleuchte "das politische Geschehen aus nationaler Sicht". Als unabhängiges Blatt erhalte die "Neue Aula" keine Staats- und Parteisubventionen und finanziere sich ausschließlich durch ihre Leser. Das Monatsmagazin mit Ex-FPÖ-Innenminister Herbert Kickl am Cover der ersten Ausgabe werde "unentgeltlich an 3.000 österreichische und an 3.000 deutsche Adressen versandt".

"Aula"-Neugründung sorgt für Kritik.
ORF

Massive Kritik kommt indessen von SOS Mitmensch: Alexander Pollak, Sprecher der Menschenrechtsorganisation, fordert in einer Aussendung umgehend Konsequenzen für die FPÖ-Betreiber der "Neuen Aula". Parteichef Hofer müsse zu seiner im Vorjahr getätigten Aussage stehen, wonach allen FPÖ-Mitgliedern, die in der "Aula" schreiben, der Ausschluss drohe.

Laut SOS Mitmensch tritt nämlich bei der "Neuen Aula" der frühere "Aula"-Schriftleiter, der Grazer FPÖ-Politiker Martin Pfeiffer, als Herausgeber auf. Medieninhaber sei der oberösterreichische FPÖ-Politiker Albert Engelmann. Dieser lässt sich laut dem Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) "als katholischer Fundamentalist charakterisieren und ist publizistisch bislang durch die rechtskatholische Monatspublikation 'Der 13.' in Erscheinung getreten. Die in Kleinzell (Oberösterreich) angesiedelte Albert-Engelmann-Ges.m.b.H., die den '13.' verlegt, fungiert nun auch als Verlag der 'Neuen Aula'." Zu den Autoren der "Neuen Aula" zählt unter anderen Fred Duswald, der mehrfach KZ-Überlebende als "Massenmörder" und "Landplage" verunglimpft hat.

Inhaltliche Kontinuitäten

SOS Mitmensch kritisiert inhaltliche Kontinuitäten von "Aula" und "Neuer Aula": So würden unter anderem die rechtsextremen Identitären verteidigt, der Überfall Deutschlands auf Polen im Jahr 1939 als Auslöser des Zweiten Weltkriegs in Zweifel gezogen und der rassistisch konnotierte "Mischkulturen"-Sager eines FPÖ-Politikers als "populär" dargestellt. Außerdem werde das heutige "Merkel-Deutschland" in seiner "Unmenschlichkeit" auf eine Stufe mit dem NS-Regime gesetzt und der Nationalsozialismus damit grob verharmlost.

Die "Aula" wurde im Juni 2018 eingestellt, nachdem der österreichischen Song-Contest-Teilnehmer Cesár Sampson als "Quotenmohr" bezeichnet worden war. Die FPÖ-Spitze machte daraufhin Druck. Danach gründeten die freiheitlichen Akademikerverbände das neurechte Magazin "Freilich", das bisher in Sachen Ewiggestriges unauffällig blieb. (red, 17.10.2019)