Meilen sind oft der Schlüssel zu günstigen Flügen in Business und First Class.

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STANDARD: Wie wurde aus dem Unternehmensberater Alexander Koenig der "Meilenkönig"?

Andreas Koenig: Ich habe insgesamt acht Jahre für die Boston Consulting Group und McKinsey und Co als Berater gearbeitet. In der Zeit bin ich sehr viel gereist und konnte somit fast täglich Bonusprogramme von Airlines und Hotels optimieren. Ich merkte, wie viel man dabei herausholen konnte und wie wenig Leute tatsächlich Optimierung betreiben – selbst in der Beratung. So fing ich an, meine angewendeten Strategien zu Papier zu bringen. Es begann alles mit einem kleinen Buch. Daraus entwickelte sich dann später eine Webseite mit Mitgliedschaften. Dabei merkte ich auch: Im Rahmen eines Urlaubs spielt zwar ein Tophotel aus meiner Sicht eine deutlich wichtigere Rolle als ein Flug, doch die Kunden interessierten sich in erster Linie für Flüge. Daher wurde das unser Schwerpunkt mit einem besonderen Fokus auf das Thema Vielfliegerstatus.

STANDARD: Wie gehen Sie grundsätzlich an das Meilensammeln heran? Betrachten Sie es zum Beispiel als Investment?

Koenig: Als langfristiges Investment eignen sich Meilen leider nicht, denn Vielfliegerprogramme werden laufend entwertet, und es droht zudem auch immer das Risiko, dass Airlines, etwa im Jahr 2017 die Air Berlin, pleitegehen. Das heißt jedoch keineswegs, dass sich der Erwerb von Meilen nicht lohnt. Im Gegenteil: Meilen sind oft der Schlüssel zu günstigen Flügen in Business und First Class. Stand heute habe ich erst einen Flug in der Business Class in Cash bezahlt, alle anderen Flüge immer mit Meilen. Meilen kann man auf unterschiedlichsten Wegen sammeln: Mittlerweile bieten immer mehr Airlines den Verkauf größerer Meilenkontingente an. Oder man sammelt mit Kreditkarten, über Abos, Finanzprodukte, Mobilfunkverträge un vieles mehr.

STANDARD: Was ist der Mehrwert von Business- oder First-Class-Flügen? Geht es um die Annehmlichkeiten, die besondere Behandlung, das Prestige?

Koenig: Flüge in der Business oder in der First Class sind nicht unbedingt eine Frage des Prestiges, sondern es geht primär darum, ausgeruht am Zielort anzukommen. Wenn Sie ein flaches Bett im Flugzeug haben, schlafen Sie fast wie im eigenen Bett und können dann nach Ankunft am Zielort direkt loslegen. Das bessere Essen an Bord ist natürlich nett, aber meist kann man am Boden für deutlich weniger Geld besser essen. Die Annehmlichkeiten am Flughafen sind jedoch sehr praktisch, denn mit Priority-Check-in und Lounge-Zugang können Sie den Massen etwas aus dem Weg gehen. Wenn Sie etwa bei Lufthansa in der First Class ab Frankfurt fliegen, haben Sie dort Zugang zu einem privaten First-Class-Terminal, von welchem aus Sie zum Flugzeug gefahren werden – und können somit das reguläre Terminal komplett vermeiden. Innerhalb Europas, wo die Vorteile eines Business-Class-Tickets sehr überschaubar sind, fliege ich aber meist in der Economy Class. Es ist immer eine Abwägung zwischen Preis und Komfort.

STANDARD: Welche Bonus- und Meilenprogramme können Sie empfehlen?

Koenig: Generell empfehle ich unseren Kunden immer, ein Vielfliegerprogramm aus der Star Alliance und eines aus der Oneworld zu nutzen. Dies sind die aus meiner Sicht attraktivsten Flugallianzen. Dabei bietet sich in der Star Alliance in Österreich natürlich das Miles-&-More-Programm an, da es für dieses die meisten Möglichkeiten gibt, außerhalb des Fliegens Prämienmeilen zu sammeln. Aus Statusgesichtspunkten empfehle ich bisweilen andere Programme, zum Beispiel Turkish Airlines Miles & Smiles oder Aegean Miles & Bonus, denn dort sind die Hürden zur Statuserreichung niedriger. Einen besonders guten Wert bei der Meileneinlösung erzielt man bei Miles & More, wenn man jeden Monat die sogenannten Meilenschnäppchen nutzt. In der Oneworld ist der British Airways Executive Club am attraktivsten, denn er hat die besten Meilenverfallsregeln, und man erhält sehr einfach einen Vielfliegerstatus. Ich selber nutze eine Kombination aus Miles & More, Emirates Skywards, Etihad Guest, British Airways Executive Club und American Airlines Advantage. Dort sind für meine Strecken nach Dubai beziehungsweise Abu Dhabi oder innerhalb von Europa die Meileneinlösungen am attraktivsten.

STANDARD: Ist es bei manchen Airlines einfacher als bei anderen, an Upgrades zu kommen?

Koenig: Kostenfreie Upgrades sind überall schwierig, wenn Sie aber bereit sind, Meilen einzusetzen, gibt es durchaus ein paar gute Möglichkeiten. Im British Airways Executive Club können Sie zum Beispiel aus allen Premium-Economy-Class-Tarifen relativ günstig in die Business Class upgraden. Auch bei Emirates gibt es oft Upgrade-Angebote mit reduzierten Meilenwerten. Wenn Sie per Bezahlung upgraden möchten, bietet Lufthansa mit dem My-Offer-System eine attraktive Option, und auch Etihad bietet hier die Möglichkeit, per Gebot upzugraden. Bei Miles & More lohnen sich insbesondere Upgrades von günstigen Business-Class-Flügen auf First-Class-Flüge.

STANDARD: Haben Sie Tipps für Wenigflieger, wie man dennoch an Upgrades kommen kann?

Koenig: Meist macht es für Wenigflieger deutlich mehr Sinn, direkt ein günstiges Business-Class-Ticket zu erwerben. Mit unserem Team prüfen wir täglich alle europäischen Abflughäfen nach den besten Deals für Premium-Economy-, Business- und First-Class-Flüge. Wer hier ein bisschen Flexibilität bezüglich des Abflugortes zeigt, kann meist gute Schnäppchen machen und bis zu 70 Prozent sparen. Zudem sammelt man mit einem regulär erworbenen Ticket auch die volle Meilenanzahl.

STANDARD: Sie schreiben in ihrem Blog: "Mit der richtigen Strategie sind Business- und First-Class-Flüge sowie Aufenthalte in den schönsten Fünf-Sterne-Luxushotels mit Upgrades und VIP-Behandlung für nahezu jeden erschwinglich." Wie sieht diese Strategie aus?

Koenig: Die Strategie ist eine Kombination aus optimaler Nutzung von Bonusprogrammen von Airlines und Hotels sowie der besten Deals. Dabei hilft es, wenn man etwas flexibel ist und seine Privatreisen an herausragenden Deals orientiert. So gibt es regelmäßig selbst bei Lufthansa in der First Class Angebote ab 2.000 Euro – normalerweise starten die Preise erst ab 5.000 Euro aufwärts. In der Business Class gibt es ständig Angebote zwischen 1.000 und 1.500 Euro zu fast allen Destinationen weltweit. Der Trick ist oft eine Verlagerung des Abflugortes in das nahe gelegene Ausland, etwa nach Ungarn, Kroatien oder Italien. Oder man erwirbt Meilen günstig und setzt diese optimal ein. Auch ein Top-Vielfliegerstatus ist oft mit nur einer Reise ab 1.000 Euro möglich. VIP-Behandlung in Hotels läuft meist über einen Top-Hotelstatus. Ein solcher ist oft deutlich einfacher und günstiger zu erlangen, als man denkt. So kann man zum Beispiel den Hilton Gold Status bereits ab 48 Euro bekommen. Dieser bringt Upgrades und kostenloses Frühstück.

STANDARD: Welche Methoden gibt es, um effektiv Meilen zu sammeln?

Koenig: Hier muss man zwischen Prämien- und Statusmeilen unterscheiden. Prämienmeilen kann man sowohl in der Luft als auch am Boden sammeln. Die Meilenprofis beschaffen sich die meisten Meilen, ohne zu fliegen. Dies geschieht über Meilenverkäufe der Airlines, über Kreditkarten, Finanzprodukte, Zeitungsabos, Mietwagenbuchungen und vieles mehr. Statusmeilen kann man nur über Flüge sammeln. Hier kann man sogenannte Mileage Runs, also meilenoptimierte Routings machen, auf denen man Statusmeilen zum besonders günstigen Preis sammeln kann. Am Ende kann so eine einzige Reise ausreichend sein, um einen Top-Vielfliegerstatus zu erreichen. (Martina Reinegger, 22.10.2019)

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