Fredrick Brennan hat sich schon lange von 8Chan distanziert.

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Der mutmaßliche Attentäter von Halle, der am jüdischen Feiertag Jom Kippur zwei Menschen ermordet und zwei weitere verletzt hat, könnte sich wie schon andere vor ihm auf 8Chan radikalisiert haben. Davon geht 8Chan-Gründer Fredrick Brennan in einem Interview mit "Zeit online" aus. Derzeit ist die Seite offline, die Betreiber arbeite jedoch daran, sie wieder ins Netz zu bringen.

Radikalisierung auf /pol

Der Täter von Halle hatte wie auch schon andere Attentäter, ein "Manifest" im Netz veröffentlicht und seine Tat live im Netz gestreamt. Seine Art sich auszudrücken und die Begriffe, die er dabei verwendete, erinnern stark an Foren auf 8Chan und 4Chan. "Ich bin fest davon überzeugt, dass er viel Zeit auf Imageboards und explizit auf 8Chan verbracht hat", so Brennen. Das "Manifest" sei voller Memes, die man von 8Chan kenne. "Schon die Art, wie er schreibt, deutet darauf hin, dass er sich dort radikalisiert hat."

Beweisen lässt sich das derzeit nicht so einfach, denn die Seite ist seit August offline. Brennan geht davon aus, dass der Halle-Attentäter ebenso wie die Täter von Christchurch, Poway und El Paso vor allem das 8Chan-Diskussionboard /pol genutzt haben. Pol steht für Politically Incorrect. Das Forum wurde nach Brennans Angaben "eindeutig von Neonazis" moderiert. Es seien über Neonazi-Ideologien gesprochen und oft NS-Symbole gepostet worden. Brennan geht davon aus, dass die Opfer der Attentäter ohne 8Chan noch leben würden.

8Chan könnte zurückkommen

Brennan hatte 8Chan ursprünglich als Alternative zu 4Chan gegründet. Bei beiden Portalen handelt es sich um Seiten mit Diskussionsgruppen zu verschiedensten Themen. Anders als 4Chan sollte 8Chan jedoch keine Moderation haben. Doch was sich dort dann abspielte, hatte mit freier Meinungsäußerung nichts mehr zu tun gehabt, sagt der Gründer, der sich 2016 zurückzog.

"Zur Zeit ist es offline und ich hoffe, es kommt nie mehr online. Es ist voller skrupelloser Admins", so Brennan. Das könnte jedoch nur ein Wunsch bleiben. Denn vor einigen Tagen kündigte der Betreiber von 8Chan auf Twitter an, dass die Seite unter dem Namen 8Kun wieder online gehen könnte. Eine Seite unter dem Namen existiert bereits, vorerst taucht dort jedoch noch eine Fehlermeldung auf. (red, 18.10.2019)