Noch ist der Stadtteil nicht fertiggebaut, aber so grün soll Greencity bald werden.

Foto: Greencity Zürich

Im Süden Zürichs, auf einem ehemaligen Fabrikgelände entsteht seit 2015 das Stadtviertel Greencity. Der Name ist Programm: Hier am Stadtrand von Zürich soll die Utopie des klimaschonenden, energiearmen urbanen Lebens erprobt werden.

Die Siedlung ist nach dem Prinzip einer "2.000-Watt-Gesellschaft" konzipiert und errichtet worden. Damit ist eine energiepolitische Vision gemeint, die bereits Anfang der 1990er-Jahre an der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) entwickelt wurde. Die Forscher stellten sich die Fragen, wie viel Energie jeder Mensch durchschnittlich verbrauchen darf, um die Klimaerwärmung zu begrenzen. In Deutschland, Österreich und der Schweiz leben wir derzeit in einer 6.500-Watt-Gesellschaft. Die 2.000-Watt-Grenze überschritt der durchschnittliche Westeuropäer in den 1960er-Jahren.

Soziale Durchmischung im Fokus

Greencity will ein 2.000-Watt-Quartier sein und sieht eine Energieversorgung zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen vor. Photovoltaik-Module auf den Dachflächen produzieren 20 Prozent des Stroms vor Ort. Neben der klimaschonenden Lebensweise ist auch die soziale Durchmischung im Fokus: Mietwohnungen, Eigentumswohnungen. Hotels und Gewerbeflächen sind mit eingeplant.

Im Juli 2017 sind die ersten Bewohner in die Greencity gezogen. Das 2.000-Watt-Konzept wirkt sich natürlich auf das Wohnen und das Alltagsleben aus. Die Heizungen sind zentral gesteuert, und das Thermostat erlaubt eine Raumtemperatur bis maximal 21 Grad. Jeder Bewohner kann per App seinen eigenen Energieverbrauch kontrollieren und mit jenem der Nachbarn vergleichen. Eine Genossenschaft rät ihren Mietern, "das Waschmittel knapp und umweltbewusst zu dosieren", schreibt das "Handelsblatt". Die "NZZ" berichtet von "mietvertraglichen Verpflichtungen, die dem Bewohner vorschreiben, welche Haushaltsgeräte er benutzen soll", nämlich solche mit niedrigem Energieverbrauch.

"Wollen wir so leben?", fragt die liberale "NZZ" im Bezug auf die Einschränkungen und Eingriffe in das Konsumverhalten. Einige tausend Menschen tun es am Rande von Zürich bereits. Sie erproben eine mögliche energieschonende Zukunft, der wir uns angesichts der Klimakrise stellen müssen. (red, 18.10.2019)