Endlich, ist man geneigt zu sagen: Die österreichische Bundesliga beschloss am Donnerstag die Einführung des Videoassistenten (VAR). Im März 2021 ist es so weit, eineinhalb Jahre früher als geplant und trotzdem zu spät. In Sachen Fußball dauert hierzulande alles etwas länger. Das ist beim Videobeweis nicht anders als beim Nationalstadion. Vergleichbare Ligen, wie jene der Schweiz oder von Tschechien, arbeiten bereits mit dem VAR. Fazit: Das Spiel wurde gerechter, die Schiedsrichter revidieren manche Entscheidungen und schlafen seither besser.

ÖFB-Präsident Leon Windtner bei der Pressekonferenz zur Einführung des Videoassistenten (VAR).
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In Österreich verkommen die Spielleiter derweil zum Freiwild. Ein Spieler sprach zuletzt über seine Sehnsucht, den Schiedsrichter zusammenzugrätschen. Drakonische Strafe? Mitnichten: Die Sperre von zwei Spielen bedingt gleicht einem Freibrief. Die Unparteiischen wünschen sich mehr Schutz vor Untergriffen, also auch vor Fehlentscheidungen. Der VAR ist diesbezüglich ein geeigneter Schritt, ohne Videobeweis sind Irrtümer vorprogrammiert. Wie soll der Schiedsrichter eine Situation erfassen, die der Zuseher erst nach der vierten Zeitlupe einschätzen kann? Warum soll der wichtigste Akteur für die Beurteilung einer Spielszene über die schlechteste Grundlage verfügen? Das Ungleichgewicht sorgt zwangsweise für Konflikte.

Eine der markantesten Episoden der Fußballgeschichte entstand just durch einen Schiedsrichterfehler. Diego Maradona bugsierte bei der Weltmeisterschaft 1986 den Ball mit der Hand ins englische Tor. Der Chuzpe nicht genug, sprach das kleine Schlitzohr anschließend von der Hand Gottes. Von den einen wurde Maradona gefeiert, von den anderen verachtet. So oder so, "la mano de Dios" ist ein Stück Kulturerbe – ein Erbe, das mit dem VAR nicht mehr entstehen könnte. Der Videoassistent hätte den Treffer in wenigen Sekunden zur Randnotiz gemacht. Das ist irgendwie schade. Aber vor allem ist es notwendig. (Philip Bauer, 17.10.2019)