Vom einen Chef zum anderen: Viele Mitarbeiter von Peter Pilz (links) wollen nach dem Scheitern bei der Nationalratswahl zu den Grünen und Werner Kogler (rechts).

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Während Jetzt langsam seine Büros räumt, planen die Grünen den Aufbau ihres Parlamentsklubs, der mehr als dreimal so groß wie jener ihres einstigen Kollegen Peter Pilz werden wird. Da liegt es nur nahe, dass viele einstige Pilz-Mitstreiter darauf hoffen, ihre Expertise in den künftigen grünen Klub einbringen zu können. DER STANDARD hat aus mehreren Quellen erfahren, dass sich fast alle parlamentarischen Mitarbeiter und Referenten von Jetzt bei den Grünen beworben haben.

Durch das verfrühte Ende der Legislaturperiode konnte Jetzt einige geplante Vorhaben nicht mehr umsetzen. Deswegen sei Geld übrig geblieben, das man der Republik Österreich zurückerstatten werde, so der scheidende Klubobmann Bruno Rossmann.
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Mit bedingungslos offenen Armen werden sie dort allerdings nicht empfangen. Große emotionale Vorbehalte soll es jedoch auch nicht geben. Vielmehr sollen Mitarbeiter der Konkurrenzliste ganz normal wie andere Bewerber behandelt werden, heißt es bei den Grünen.

Derer gibt es genug: Für den Klub soll es schon eine dreistellige Anzahl an Bewerbungen geben. Darunter befinden sich auch viele einstige Mitarbeiter, die durch den verpassten Einzug in den Nationalrat 2017 ihren Job verloren haben. Allerdings kehren mit Werner Kogler und Sigrid Maurer nur zwei der ehemaligen Abgeordneten in den Nationalrat zurück. Sonst besteht die Liste aus Quereinsteigern oder Personen, die sich auf Landesebene für die Grünen engagiert haben. Diese dürften eigene Wünsche bezüglich enger Mitarbeiter haben.

Platzprobleme

Prinzipiell ist beim grünen Klub noch vieles ungeklärt, beispielsweise die einzelnen Fachbereiche – also etwa, welche Abgeordneten sich um Themen wie Justiz oder Soziales kümmern.

Auch bezüglich der Räumlichkeiten herrscht noch Unklarheit. Durch den Auszug von Jetzt aus den ehemaligen Grünen-Büros in der Löwelstraße wird Platz frei, womöglich aber nicht genug. Denn den dritten Stock, der gemeinsam mit dem zweiten einst grünes Gebiet war, okkupieren nun die Neos. die selbst gewachsen sind.

Bei den Grünen gibt es daher schon leise interne Kritik daran, dass sich die Partei auf den triumphalen Wiedereinzug in den Nationalrat nicht besser vorbereitet hat. Die Parteispitze hätte sich da teils schon mehr Gedanken um mögliche Regierungsgespräche als um die parlamentarische Arbeit gemacht, klagt ein Mitarbeiter.

Bei Jetzt hat man ganz andere Probleme. Dort gilt es nun, einen Sozialplan für Mitarbeiter umzusetzen. Ein Problem dabei ist die prinzipielle Unterscheidung zwischen Referenten und parlamentarischen Mitarbeitern – Letztere sind arbeitsrechtlich schlechtergestellt. Das wollen die Jetzt-Mitarbeiter unter Betriebsrat Sebastian Reinfeldt jedenfalls abfedern. Vor allem Mitarbeiter mit Kindern sollen ein Auffangnetz erhalten. Einige wenige werden mit Parteigründer Pilz weiter an dessen Medium ZackZack.at arbeiten, dessen Finanzierung für das kommende Jahr stehen soll.

Am Freitag verabschiedeten die beiden Klubobmänner Bruno Rossmann und Wolfgang Zinggl sowie der Abgeordnete Alfred Noll bei einer letzten Pressekonferenz. Rossmann kündigte an, dass Jetzt 1,4 Mio. Euro an Klubfinanzierung zurückzahlen wird. Parteigründer Peter Pilz nahm nicht teil. (Fabian Schmid, 18.10.2019)