Flottes Gehen ist der Gesundheit sehr zuträglich. Das Schritttempo offenbart aber auch schon bei Personen mittleren Alters so manches über ihren Gesundheitszustand.

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Gehen ist uneingeschränkt gut für die Gesundheit. Viele Menschen lassen sich daher mittels smarter Uhren oder Schrittzählern daran erinnern, dass wieder Bewegung angebracht wäre. Das Gehen – genauer: das Gehtempo – gibt umgekehrt aber auch Auskunft über unser "biologisches Alter", wie nun eine Forschergruppe um die aus Dänemark stammende Line Jee Hartmann Rasmussen (Duke University) herausgefunden hat.

Solche Zusammenhänge sind vor allem für das fortgeschrittene Alter gut untersucht: So deutet ein unsicherer Gang bei Senioren oftmals auf neurodegenerative Erkrankungen hin. Das Besondere an der neuen Studie ist, dass das Gehtempo anscheinend auch schon bei Personen im Alter unter 50 ein guter Indikator für das biologische Alter und die kognitive Leistungsfähigkeit ist, wie das Team im Fachblatt "Jama Network Open" berichtet.

1037 bestens untersuchte Neuseeländer

Die Personengruppe, an der die neuen Beobachtungen durchgeführt wurden, ist wissenschaftlich bestens erforscht: Es handelt sich um 1037 Neuseeländer, die zwischen 1. April 1972 und 31. März 1973 in Dunedin geboren wurden und die sich für die sogenannte "Dunedin Multidisciplinary Health and Development Study" seit dem Alter von drei Jahren regelmäßigen Untersuchungen im Abstand von zwei bis sechs Jahren unterziehen.

Die Forscher verfügten über diese Gesundheitsdaten und ließen knapp 1000 Studienteilnehmer für ihre Studie auf einem Laufband gehen. Als sie die Gehgeschwindigkeiten der heute 46- und 47-jährigen Personen mit früheren Ergebnissen verglichen, die diese Probanden bei Tests ihrer Motorik, ihrer Intelligenz und ihrer sprachlichen Fähigkeiten erzielt hatten, stellten sie einen auffälligen Zusammenhang fest: Die Personen, die bereits in der Kindheit schlecht abgeschnitten hatten, waren auf dem Laufband am langsamsten unterwegs.

Langsamgeher hinken hinten nach

Weitere Untersuchungen offenbarten noch ganz andere Korrelationen: So zeigten Magnetresonanztomografien eindeutig, dass die Langsamgeher ein geringeres Gehirnvolumen hatten und mehr Schäden an der sogenannten weißen Substanz aufwiesen, die als Marker für das biologische Alter gelten. Auch bei allen anderen Tests der geistigen und körperlichen Fähigkeiten schnitten die Personen mit den langsamen Schritten besonders schlecht ab.

Umgerechnet auf das "biologische Alter" kamen die Forscher zum Schluss, dass die schnellsten Geher im Vergleich zu den langsamsten um fünf biologische Jahre "jünger" waren. Das war übrigens auch äußerlich ablesbar: Als Rasmussens Team Porträtaufnahmen der Testpersonen auf deren jeweiliges Alter schätzen ließ, wurden die Langsamgeher als älter eingeschätzt. Die Forscher schlagen deshalb vor, Messungen des Gehtempos auch zur Früherkennung bei bestimmten Erkrankungen einzusetzen. (tasch, 17.10.2019)