Die Wissenschaftsförderung der Notenbank ist begehrt – und weckt Begehrlichkeiten

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Wien – Mit ihrer Anfang Oktober angekündigten Reform ihres Jubiläumsfonds zur Forschungsförderung erntet die Notenbank harsche Kritik der Universitätenkonferenz (Uniko). Die Reduktion der Förderung auf "notenbankrelevante Themenstellungen" sei gänzlich unabgestimmt und zeuge von einem "wenig sorgsamen Umgang mit dem österreichischen Forschungs- und Wissenschaftssystem", kritisiert Uniko-Vorsitzender Oliver Vitouch von der Universität Klagenfurt.

Der Jubiläumsfonds wurde 1966 als "Einrichtung von dauerhaftem und allgemeinen Wert" der österreichischen Forschungs- und Wissenschaftsförderung gegründet und hat seitdem Forschungsprojekte in Medizin, Wirtschaftswissenschaften und den Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften (GSK) gefördert, zuletzt im Umfang von knapp zehn Millionen Euro jährlich. "Der Jubiläumsfonds ist damit nicht irgendein Instrument, sondern seit über 50 Jahren ein strukturelles Element der öffentlichen Forschungsförderung", stellt Vitouch klar.

Inhaltliche Spezialisierung

Die Notenbank hatte am 3. Oktober erklärt, nach einem Strategieprozess eine inhaltliche Neuausrichtung vornehmen zu wollen. Das sei Ende August, also genau am Übergang von Gouverneur Ewald Nowotvom Direktorium und Anfang September vom Generalrat der Nationalbank (OeNB) genehmigt worden. Von der OeNB geförderte Projekte sollen demnach künftig im Rahmen originärer Untersuchungen den Stand der Forschung in notenbankenrelevanten Fragestellungen behandeln. Man folge damit dem internationalen Trend der zunehmenden Spezialisierung.

Die OeNB fördert aus Mitteln des Jubiläumsfonds 30 Forschungsprojekte mit 4,2 Millionen Euro, wie die OeNB im Juli mitteilte. Davon elf Projekte entfallen auf den Bereich Wirtschaftswissenschaften, sie erhalten in Summe 1,65 Millionen Euro. Davon gehen rund zwei Drittel an Vorhaben zu den aktuellen Förderschwerpunkten "Finanzmarkt und Finanzmarktstabilität" sowie "Digitaler Wandel".

Im Bereich Medizinische Wissenschaften werden neun Projekte mit 1,3 Millionen Euro gefördert. Jeweils fünf Projekte kommen aus den Bereichen Sozialwissenschaften und Geisteswissenschaften, an sie gehen jeweils in Summe rund 600.000 Euro. (ung, APA, 18.10.2019)