Die Grenzstadt Ras al-Ayn lag am Freitagmorgen unter Artilleriebeschuss.

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Donald Trumps Stellvertreter Mike Pence landete in der Nacht auf Freitag auf der Luftwaffenbasis Andrews bei Washington.

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Von der Türkei unterstützte Milizen am Freitag in der Grenzstadt Akçakale.

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Präsident Tayyip Erdoğan gab am Freitag eine Pressekonferenz.

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Türkischer Leopard-Panzer in der Nähe der Grenzstadt Ceylanpinar, 18. Oktober.

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Trotz der von US-Vizepräsident Mike Pence am Donnerstagabend in Ankara verkündeten Einigung auf eine Waffenruhe in Nordsyrien läuft die türkische Invasion weiter. Die Grenzstadt Ras al-Ayn lag am Freitagmorgen unter Artilleriebeschuss, laut Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte flog die türkische Luftwaffe einen Angriff auf das Dorf Bab al-Khair. Dabei wurden mindestens sieben Zivilisten und vier syrische Kämpfer getötet.

Wie genau die US-türkische Übereinkunft zu interpretieren ist, war am Freitag umstritten: Die kurdischen Milizen, aber auch der US-Sonderbeauftragte für die Anti-IS-Koalition, James Jeffrey, erklärten, die Vereinbarung betreffe lediglich das Gebiet zwischen den Grenzstädten Ras al-Ayn und Tell Abyad, das die Türkei bereits erobert hat.

Der türkische Präsident Tayyip Erdoğan erklärte hingegen nach dem Freitagsgebet vor Journalisten, die Türkei beanspruche weiter eine 440 Kilometer lange "Sicherheitszone" entlang der Grenze und wolle dort zwei Millionen syrische Flüchtlinge ansiedeln.

Die USA hätten zugestimmt, dass die Zone 32 Kilometer breit sein solle und damit zahlreiche von Kurden bewohnte Städte umfasst. Außerdem bestritt Erdoğan, dass die Kämpfe im Nordosten Syriens andauerten. Er erklärte, US-Präsident Donald Trump vor dem Einmarsch telefonisch darüber informiert zu haben.

Amnesty spricht von Kriegsverbrechen

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International warf der türkischen Armee und ihren verbündeten Milizen vor, in Syrien Kriegsverbrechen zu begehen: Zeugenaussagen von 17 Personen und die Auswertung von Videomaterial hätten "vernichtende Beweise für willkürliche Angriffe" auf Wohngebiete ergeben.

"Die türkische Militäroffensive im Nordosten Syriens hat verheerende Auswirkungen auf das Leben der syrischen Zivilbevölkerung gehabt, die wieder einmal gezwungen wurde, aus ihren Häusern zu fliehen, und die in ständiger Angst vor willkürlichen Bombardements, Entführungen und Tötungen lebt. Die türkischen Streitkräfte und ihre Verbündeten haben völlig herzlose Missachtung für das Leben der Zivilbevölkerung gezeigt und illegale tödliche Angriffe in Wohngebieten unternommen, bei denen Zivilisten getötet und verletzt wurden", erklärte Amnesty-Generalsekretär Kumi Naidoo.

Erdoğan reist nach Sotschi

Während die US-Delegation am Donnerstag in Ankara verhandelte, empfing der Sprecher des Präsidentenpalasts, İbrahim Kalın, eine russische Delegation, unter anderem den Sonderbotschafter für Syrien, Alexander Lawrentjew. Dabei sei es auch um den Umgang mit der Jihadistengruppe "Islamischer Staat" gegangen, die durch die türkische Invasion wiederzuerstarken droht. Am kommenden Dienstag soll Erdoğan in der Schwarzmeerstadt Sotschi Präsident Wladimir Putin treffen. (red, APA, Reuters, 18.10.2019)