Fingerleichte Bildnachbearbeitung: Besucher können im Technischen Museum in Wien ihre Fertigkeiten beweisen.

Foto: Philippe Levy/Technisches Museum Wien

Wenn Menschen wie wild mit den Armen flattern, sich auf dem Boden herumwälzen oder kostümiert vor der Kamera tanzen, fühlt man sich zuweilen an den Zirkus oder an eine minder talentierte Theatergruppe von Studenten erinnert. In der neuesten Ausstellung des Technischen Museums Wien (TMW) Special Effects. Die interaktive Ausstellung für Filmfans können Besucher dank modernster Technik ihren Traum vom Fliegen wahr werden lassen und ihren Mut zur Hässlichkeit beweisen: Als Stummfilmmagier lässt man Dinge verschwinden, mit der Kamera kann man der Schwerkraft trotzen, und mittels Motion-Capturing leiht man einem grauslichen Ork seine Mimik und Stimme.

Große Spielfläche

Das alles ist nun auf der etwa 700 Quadratmeter großen Ausstellungsfläche möglich. Doch nicht nur Spiel und Spaß werden hier geboten. Gerade jüngeren Besuchern und Besucherinnen und Interessierten soll ein kritischerer Umgang mit dem Filmmedium präsentiert werden. Im eigens für die Ausstellung gebauten "Filmstudio" werden Workshops angeboten, bei denen interessierte Gruppen einen eigenen Trailer zusammenstellen können. Das bedeutet nicht nur, vor den Green Screens herumzualbern, sondern auch, sich Gedanken darüber zu machen, was man da fabriziert und was einem selbst präsentiert wird. Nach dem Learning-by-Doing-Prinzip können sich Jung und Alt an der Technik und der Geschichte der Spezialeffekte ausprobieren und sie bestaunen.

Egal ob es ein Trip in die Wildnis sein soll oder man der Schwerkraft trotzen will: mit Green Screen und Kameratechnik ist alles möglich.
Foto: Paul Bauer/TMW

Filmgeschichte mit dem Finger erleben

Ganz nebenbei kann man zusätzlich zur geistigen Akrobatik auch seinem körperlichen Wohlbefinden durch improvisierte Gestikulationen etwas Gutes tun. Ganz im Geiste der Zeit können sieben Filmausschnitte auf einem großen Monitor befingert werden. Bei der Filmcollage Special Effects History sind Sequenzen zu sehen, die die Geschichte der Spezialeffekte von den Anfängen bei Georges Méliès bis hin zur gegenwärtigen Entwicklung der Spezialeffekttechnik von James Cameron zeigen. Durch das Vor- und Zurückspulen mit dem Finger erfahren Zuschauende so mehr über dieses Thema.

Die Ausstellung ist eine Leihgabe des Cité des sciences et de l’industrie und die erste, die außerhalb Frankreichs zu sehen ist. Mehr noch als die Einsicht in kunsttechnologische Meisterleistungen zeigt die Ausstellung nicht nur die Möglichkeiten, sondern auch potenzielle Gefahren auf, die durch diese Techniken bestehen.

Die Scheu vor der Technik soll durch den interaktiven Rundgang genommen werden. TMW-Leiterin Gabriele Zuna-Kratky betonte bei der Pressekonferenz, dass es gerade im Hinblick auf Fake-News wichtig sei, "Illusionen zu durchschauen" und gerade auch jüngeren Besuchern und Besucherinnen Medienkompetenzen zu vermitteln. Nicht nur für Fans und Familien ein lohnenswerter Besuch. (Huy Van Jonny Diep, 18.10.2019)