Doral ist nicht Mar-a-Lago, Trumps Club in Palm Beach.

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Weitläufiges Gelände, Parkplätze im Überfluss, direkt neben einem Flughafen gelegen. Gebäude mit je 50 bis 70 Zimmern – ideal, weil jede Delegation ihr eigenes Haus beziehen könnte. Schon im August, als Donald Trump in Biarritz die Werbetrommel für seinen Golfklub am Rande Miamis rührte, klang er wie der großspurige Immobilienverkäufer, der er bekanntlich auch mal war. Seine Leute, sagte Trump, hätten im ganzen Land nach geeigneten Lokalitäten Ausschau gehalten, aber keine eigne sich besser als Doral. "Es geht nicht um mich. Es geht darum, den richtigen Ort zu finden."

Nun ist es beschlossene Sache. Trump National Doral, ein Hotelkomplex mit 643 Zimmern und Golfplatz, wird tatsächlich vom 10. bis 12. Juni 2020 den G7-Gipfel der nach alter Lesart stärksten Industrienationen ausrichten. "Als hätte man die Anlage extra für diese Art von Veranstaltung gebaut", schwärmt Trumps Stabschef Mick Mulvaney.

Was sowohl er als auch sein Vorgesetzter verschweigen: Der Monat, in dem die Konferenz über die Bühne geht, ist nicht unbedingt einer, in dem man gern in den Süden Floridas reist. Im Juni drückt die schwüle Hitze, am Monatsersten beginnt offiziell die Hurrikansaison. Nur im August ist die Nachfrage nach Hotelzimmern noch schwächer. Die Familie Trump, kann man sagen, versucht der Flaute ein Schnippchen zu schlagen, indem sie Doral mit Staatsgästen aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan und Kanada auslastet.

Verfassungskonform?

Für den Demokraten Jerrold Nadler, den Chef des Justizausschusses im Abgeordnetenhaus, ist es "eines der dreistesten Beispiele" für schamlose Bereicherung. Nancy Pelosi, die Vorsitzende der Kammer, verweist kühl auf ein Verfassungsgebot: "Der Präsident der USA darf weder Geschenke noch Zahlungen von ausländischen Regierungen annehmen."

Die Rede ist von einem Paragrafen aus einer Epoche, in der die junge Republik als anfällig galt, wenn Königshäuser oder Adelsgeschlechter aus dem alten Europa mit finanziellen Versuchungen lockten. Mit der Zeit geriet die "emoluments clause" in Vergessenheit. Erst seit Trump im Oval Office sitzt, interessiert man sich wieder für sie, da sich die Verstöße, so Kritiker, häufen.

Da wäre das Trump International Hotel in Washington: Botschaften wie die Saudi-Arabiens oder Kuwaits nutzen es gern für Empfänge – sicher auch, um sich beim Besitzer einzuschmeicheln. Da wäre ein Irland-Trip des Vizepräsidenten Mike Pence, der an der Westküste der Insel in einer abgelegenen Herberge der Trump-Gruppe abstieg. Was weniger bekannt ist, aber in diesem Fall von Belang war: Die Verfassung untersagt es dem Präsidenten auch, Bezüge des eigenen Staatswesens zu akzeptieren, mit Ausnahme seines Gehalts. Für Doral bedeutet es: Selbst wenn dort nur die US-Delegation abstiege, würde Trump die Regeln verletzen.

Kredit von Deutsche Bank

Das Areal hat er im Jahr 2012 gekauft. Dafür lieh er sich 125 Millionen Dollar bei der Deutschen Bank, seinem größten – und zeitweise einzigen – Kreditgeber. Die Einnahmen blieben aber deutlich hinter dem zurück, was sich die Trump-Organisation, heute geleitet von den Söhnen Eric und Donald Jr., ausgerechnet hatte. 2017 etwa lagen sie um 69 Prozent unter denen von 2015. Während es in Mar-a-Lago, Trumps Club in Palm Beach, mit den Profiten nach oben geht, leidet Doral darunter, dass sich Trump dort fast nie blicken lässt. Eine teure Mitgliedschaft in Mar-a-Lago verspricht so etwas wie Nähe zur Macht. In Doral gibt es diesen Effekt nicht.

Nur einmal hat der Club bisher für Aufsehen gesorgt – mit Negativschlagzeilen: 2016 entdeckte ein Reporteran der Wand der "Champion Bar" ein gerahmtes Porträt Donald Trumps, für das dessen gemeinnützige Stiftung zuvor 10.000 Dollar ausgegeben hatte. Gelder eines karitativen Vereins für ein Konterfei in einem privaten Lokal? Die Bar, erklärte damals der Stab des Tycoons, tue der Trump-Stiftung nur einen Gefallen – indem sie das Bild "vorübergehend" treuhänderisch aufbewahre. (Frank Herrmann aus Washington, 19.10.2019)