Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner ließ sich von Erich Erber die Mykotoxin-Entgiftung erklären.

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Schluss mit dem Einsatz von Antibiotika, hin zu natürlichen Leistungsförderern. Das war die Idee von Erich Erber, als er 1983 eine Firma gründete, die sich mit Zusatzstoffen für Futtermittel wie Probiotika und Mineralien beschäftigt. Ein Kredit über 250.000 Schilling und Ersparnisse waren das Kapital, das er gemeinsam mit seiner ersten Frau im niederösterreichischen Pottendorf eingesetzt hat.

Wenig später häuften sich Fälle, in denen Kühe der Kunden erkrankten. Der Grund: Im feuchten Getreide bildeten sich Schimmelpilze. Erber bekämpfte sie mit einem Toxinbinder, den man unter das Futter mischt. Es war freilich nur eines von sechs häufig vorkommenden Pilzgiften, deren Bekämpfung der Bauernsohn stetig vorantrieb. Im Laufe der Jahre kamen Diagnostik, Pflanzenschutz und Impfstoffe hinzu – sowie jede Menge Mitarbeiter.

1.400 Mitarbeiter

Die Erber Group beschäftigt heute 1.400 Leute in 130 Ländern, der Umsatz verdoppelte sich in den letzten zehn Jahren auf 334 Millionen Euro, die Gewinnmarge (vor Abschreibungen) liegt bei 19 Prozent. Der Konzern, dessen Zentrale mittlerweile in Getzersdorf nahe Traismauer steht, bezeichnet sich als Weltmarktführer im Bereich der Mykotoxin-Entgiftung, beschäftigt 130 Forscher und kooperiert eng mit wissenschaftlichen Einrichtungen wie der Veterinärmedizinischen Universität Wien und dem Interuniversitären Forschungsinstitut für Agrarbiotechnologie in Tulln.

Bei der Erber-Tochter Biomin wird fleißig geforscht.
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Der Schimmelpilz brachte sozusagen einen Champion hervor. Doch trotz des steilen Aufstiegs herrscht derzeit eine gewisse Unruhe auf dem 20 Hektar großen Erber Group Campus, der neben dem Firmensitz Wälder und Badeteiche für Mitarbeiter umfasst. Vor zwei Wochen wurden dort die Mitarbeiter darüber informiert, dass es Bewegung in der Eigentümerstruktur geben soll. Konkret strebt die Familie den Einstieg eines Partners an. Er soll das Wachstum weiter beschleunigen, heißt es in einem Statement des Konzerns.

Keine Spekulationen

Die Nachfolgesituation in der Familie sei nicht ganz klar, erzählen Eingeweihte. Erich Erber hat drei Kinder, die aber nicht ins Geschäft streben. Er selbst lebt mit seiner zweiten Frau in Singapur und hat sich schon vor Jahren aus dem operativen Geschäft zurückgezogen.

Nun wird gerätselt, wie wie viele seiner Anteile der Gründer und Aufsichtsratspräsident verkaufen will. Bereits von Erber angesprochene potenzielle Bieter gehen davon aus, dass jedenfalls die Mehrheit zu haben sein werde. Dazu hält die Erber Group fest: "Es ist noch zu früh, darüber zu spekulieren, ob und in welcher Höhe eine Beteiligung erfolgen wird." Laut Insidern soll noch vor Weihnachten eine Vorauswahl der besten Kandidaten erfolgen.

Mit dem anstehenden (Teil-)Verkauf dürften wieder einmal Diskussionen über einen drohenden Ausverkauf österreichischer Firmen ausbrechen. Denn mit ausländischen Eigentümern wächst in den Augen vieler Beobachter die Gefahr, dass Zentralen und Forschungsaktivitäten aus Österreich abwandern.

Kapital fehlt

Doch das Problem liegt tiefer: Hierzulande fehlt es an Kapital, um größere Transaktionen zu stemmen, zumal sich Banken tendenziell aus Industriebeteiligungen zurückziehen. Dazu kommt das Start-up-Dilemma: Die erfolgreichsten Gründungen wie Runtastic, Shpock oder MySugr gingen allesamt um jeweils rund 200 Millionen Euro an Multis.

Einige Industrielle verfolgen den Ansatz, österreichische Kernaktionäre wie die B&C-Stiftung (Semperit, Amag, Lenzing) zu stärken, um Zentralen in Österreich zu halten. Es gibt sogar Fantasien, die Staatsholding Öbag (u. a. Telekom Austria, Post, OMV) zu einem Investmentvehikel auszubauen, um strategisch wichtige Beteiligungen in Österreich zu halten. Allerdings befinden sich solche Diskussionen in der Frühphase. Zu früh für Erber.
(Andreas Schnauder, 18.10.2019)