Fliegender Wechsel im Winterpalais von Prinz Eugen in der Wiener Innenstadt. Zunächst war die grüne Delegation – angeführt von Werner Kogler – zu Sondierungsgesprächen geladen.

Foto: Der Standard/Fischer

Es folgte die sechsköpfige pinke Mannschaft unter dem Kommando von Beate Meinl-Reisinger.

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Auch am Freitag standen wieder zwei Sondierungsgespräche auf der "Atschända", wie Grünen-Chef Werner Kogler, das lateinische Wort für Tagesordnung ausspricht.

ÖVP-Chef Sebastian Kurz empfing im Winterpalais von Prinz Eugen in der Wiener Innenstadt zunächst mit seinem Sondierungsteam die grüne Delegation. Dass es bei einem einmaligen Treffen bleiben könnte, galt schon im Vorhinein als ausgeschlossen, sollte doch das erste Zusammentreffen in großer Runde vor allem Atmosphärisches klären.

Gegensätzliche Wahlsieger

Kurz stellte schon im Vorfeld klar, dass die Sondierungen mit Grünen und Neos mehr Zeit in Anspruch nehmen würden als jene mit der SPÖ, mit der man ja schon jahrelang gemeinsam regiert hatte. Außerdem schloss SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner weitere Sondierungsrunden aus, sie wolle, wenn, dann gleich Koalitionsgespräche führen.

Die längeren Gespräche mit Grün und Pink begründete Kurz damit, dass beide Parteien bisher keine Regierungserfahrungen auf Bundesebene hätten. Zudem seien die Grünen ja erst jetzt wieder in den Nationalrat eingezogen.

Dreistündiges Gespräch

Nach dem mehr als dreistündigen Gespräch gab sich Kogler in einem knappen Medienstatement "sehr zuversichtlich". Er rechne mit "vertiefenden Sondierungen", ein Fahrplan dafür werde voraussichtlich in der nächsten Woche erstellt. Die Herausforderungen habe man gemeinsam erkannt und benannt, nämlich dass "zwei Wahlsieger miteinander sprechen, die nicht für das Gleiche gewählt wurden". Künftig werde man Gemeinsamkeiten ausloten, aber auch festlegen, wie man mit den vielen Unterschieden umgehe. Welche Gemeinsamkeiten gemeint seien, darauf wollte Kogler nicht genauer eingehen: "Es wäre nicht ganz professionell, wenn ich da was weiterplaudern würde", erklärte der Grünen-Chef. Inhaltliche Gespräche habe man noch nicht geführt. Die Stimmung sei jedenfalls gut gewesen, betonte Kogler. Ob auch die Angst von ÖVP-Klubchef August Wöginger thematisiert worden sei, wonach Kinder von ÖVP-Wählern nach Wien gingen und als Grüne zurückkämen, ließ Kogler offen: "Es war unterhaltsam", sagte der grüne Chefsondierer.

"Keine Bekehrungsversuche"

Gewohnt energiegeladen und aufgeladen mit Themen ging Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger mit ihrem Team in das erste Gespräch. Inhaltlich würden sie sich sehr wohl gerne einbringen, auch wenn sie rechnerisch nicht gebraucht werden. Sie wollte das türkise Gegenüber von ihren Anliegen hinsichtlich Bildung, Entlastung, Klima, Umwelt und Transparenz überzeugen. Meinl-Reisinger sprach von einem offenen und intensiven Gespräch. Zu ihrer eigenen Freude sei viel über Inhalte gesprochen worden; welche das gewesen seien, wollte sie nicht sagen. In der kommenden Woche werden die Gespräche fortgesetzt.

Auch Kurz war zufrieden mit den Treffen. In der kommenden Woche werde intensiv sondiert. Auf die inhaltlichen Differenzen angesprochen, meinte Kurz: "Es gab keine Bekehrungsversuche – von keiner Seite. (Marie-Theres Egyed, 18.10.2019)